Bochum. . Die Bochumer GLS Bank hebt sich von der Konkurrenz ab. So nennt sie beispielsweise die Namen ihrer Kreditnehmer. Der Zuspruch der Kunden wächst.

Ärztehäuser, Kitas, Windparks oder Wohnprojekte: Akribisch listet die Bochumer GLS Bank auf, wer in welcher Höhe einen Kredit erhalten hat. Durch Transparenz will die GLS unter Beweis stellen, dass sie mit dem Geld ihrer Kunden nicht spekuliert, sondern das Kapital sinnvoll einsetzt, beispielsweise durch Kredite für soziale und ökologische Projekte.

Im vergangenen Jahr ist das Kreditvolumen von Deutschlands führender Alternativbank erneut gewachsen – um elf Prozent auf 3,4 Milliarden Euro. Das Institut aus dem Ruhrgebiet, das sich in vielerlei Hinsicht von herkömmlichen Geldhäusern unterscheidet, verzeichnet schon seit einiger Zeit Zulauf. 218.000 Kunden zählt GLS-Vorstandssprecher Thomas Jorberg mittlerweile, allein im vergangenen Jahr stieg die Zahl um 2,6 Prozent. Von einer „sehr positiven Entwicklung“ spricht Jorberg, wenn er auf 2018 blickt. Für das neue Jahr zeigt er sich ebenfalls optimistisch.

Geld für Öko-Landwirtschaft und Energiewende

Die Bochumer Bank, die über Standorte in Berlin, Hamburg, Frankfurt, Freiburg, München und Stuttgart verfügt, bedient offenbar die Sehnsucht vieler Menschen, denen es um mehr geht als die Verzinsung ihres Vermögens. Offensiv wirbt die GLS Bank damit, dass sie mit dem angelegten Geld unter anderem die ökologische Landwirtschaft, Wohnungsgenossenschaften und die Energiewende finanziert.

Ein Drittel des Kreditvolumens diene dem Klimaschutz, sagt GLS-Vorstandsmitglied Aysel Osmanoglu. Mit Hilfe eines Fonds will die Bank Anleger dazu ermutigen, in mittelständische Firmen zu investieren, die auf Recycling oder Müllbegrenzung setzen.

Aktiv mischt sich GLS-Vorstandssprecher Jorberg in politische Debatten ein und fordert unter anderem eine generelle Abgabe auf Spritz- und Düngemittel in der Agrarwirtschaft. Auch der Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxids sollte nach Ansicht von Jorberg generell teurer werden. „Ein verzögerter Ausstieg aus der CO2-Emission gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft“, sagt er.

Mitglieder sollen zwei Prozent als Dividende erhalten

Das Kürzel GLS steht für „Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken“. Von Anthroposophen wurde das Geldhaus 1974 gegründet. Das Institut, das derzeit rund 600 Mitarbeiter beschäftigt, gehört zum Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken. Im Geldautomatennetz der zugehörigen Institute können GLS-Kunden gebührenfrei Geld abheben.

Für Gesprächsstoff sorgte die Bank, als sie angesichts der anhaltenden Niedrigzinsphase eine Art Solidarbeitrag in Höhe von fünf Euro monatlich eingeführt hatte – zusätzlich zur Kontoführungsgebühr von 3,80 Euro. In aller Regel muss ein GLS-Kunde mit einem Girokonto also 105,60 Euro jährlich zahlen. Der Beitrag werde von den Kunden „voll akzeptiert“, sagt GLS-Vorstandsmitglied Dirk Kannacher. Eine Erhöhung sei nicht geplant.

Eigentümer der GLS sind die Mitglieder der Genossenschaftsbank. Ihre Zahl hat sich im vergangenen Jahr um 4,5 Prozent auf 48.400 erhöht. Das GLS-Management strebt – wie im Vorjahr auch – eine Dividende von zwei Prozent an.

Bisherige Standort in Bochum bald womöglich zu klein

Von den bundesweit 600 Beschäftigten arbeiten rund 500 am Standort Bochum. Angesichts des Wachstums und zahlreicher Neueinstellungen könnte die GLS Bank am bisherigen Standort in der Nähe des Bochumer Schauspielhauses an Grenzen geraten. Den Planungen zufolge kommt das Unternehmen in den kommenden beiden Jahren noch „gut zurecht“ am langjährigen Stammsitz. Vorstandssprecher Jorberg betont allerdings, dass die GLS Bank in naher Zukunft voraussichtlich neue Räume benötige. Dies sei auch der Bochumer Wirtschaftsförderung bekannt.

Im Frühjahr vergangenen Jahres war die GLS bei der Nürnberger Umweltbank eingestiegen. Die Umweltbank-Gründer Sabine und Horst P. Popp haben sich aus der Firmenführung zurückgezogen und ihre Beteiligung von 15,6 Prozent an die GLS verkauft. Mit ihrem Versuch, bei dem langjährigen Konkurrenten neben der Beteiligung auch Mandate im Aufsichtsrat zu erlangen, scheiterten die Bochumer allerdings auf der Hauptversammlung. Zur Frage, wie es nun weitergeht, äußert sich Jorberg zurückhaltend. „Wir sind in guten Gesprächen mit dem Vorstand in Nürnberg“, sagt er. „Wir untersuchen, an welchen Stellen wir kooperieren können.“