Mülheim. . Zäsur beim Mülheimer Handelskonzern Tengelmann: Das Unternehmen trennt sich vom Traditionsstandort und baut Arbeitsplätze ab.
Der traditionsreiche Mülheimer Handelskonzern Tengelmann (Obi, KiK, Tedi) steht vor einem tiefgreifenden Umbau. Geplant sind unter anderem ein Umzug des Unternehmens innerhalb der Stadt Mülheim und der Aufbau einer „schlanken Holding“ an einem neuen Standort. Mit der Verkleinerung der Firmen-Holding sei „der Wegfall der meisten“ der bisher rund 250 Stellen verbunden, teilte das Unternehmen überraschend am Dienstag mit.
„Die Planungen sehen vor, dass die neue Holding deutlich schlanker wird und daher die meisten der jetzigen Stellen entfallen“, erklärte das Unternehmen. Dies sei das Ergebnis einer Diskussion im Beirat und im Gesellschafterkreis des Handelskonzerns. Das Konzept werde in den nächsten Monaten konkretisiert.
Die Führung der neuen Holding wird der Chef der Tengelmann-Gruppe, Christian Haub, übernehmen. Er ist nun allein persönlich haftender Gesellschafter. „Wir bedauern sehr, dass die meisten unserer Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren werden“, erklärte Haub. „Dieser Schritt ist uns sehr schwergefallen, wird sich aber angesichts der geplanten Ausrichtung der neuen Holding nicht vermeiden lassen. Umso wichtiger ist es uns als Unternehmen und Familie, diesen Schritt für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sozialverträglich zu gestalten.“ Am Dienstag sprach das Unternehmen „eine neunmonatige Beschäftigungsgarantie“ für die Mitarbeiter der Holding aus.
Traditionsstandort soll geschlossen werden
Die neue Firmenzentrale soll an einem noch zu bestimmenden Standort in Mülheim aufgebaut werden. Der Traditionsstandort Wissollstraße werde „mittelfristig“ geschlossen, erklärte Tengelmann. Damit werde dem Umstand Rechnung getragen, dass die bestehenden Räumlichkeiten zu groß für die Bedarfe des Unternehmens geworden seien und dadurch „nicht sinnvoll bewirtschaftet werden können“.
Tengelmann plane, eng mit der Stadt Mülheim zusammenzuarbeiten, um ein tragfähiges Nachfolgekonzept für den bisherigen Standort zu entwickeln. Auch hierzu sollen „Details in den nächsten Monaten erarbeitet“ werden.
Haub verweist auf 151-jährige Geschichte
„In ihrer 151-jährigen Geschichte hat sich die Tengelmann-Gruppe immer wieder neu erfunden, ohne von ihren unternehmerischen Grundprinzipien und Werten abzuweichen“, betonte Haub. „Was wie eine Zäsur wirkt, stellt die folgerichtige Fortschreibung der Unternehmensgeschichte in die Zukunft dar.“
Nach der Abgabe der Supermarktkette Kaiser‘s Tengelmann an Edeka im Jahr 2017 stehe Tengelmann nun „vor der nächsten Weichenstellung“, betonte das Unternehmen. In der Mitteilung verwies Tengelmann unter anderem auf Herausforderungen wie die zunehmende Globalisierung und „die Notwendigkeit zur konsequenten Digitalisierung“ der Handelsbranche.
Die Unternehmensgruppe Tengelmann aus Mülheim gehört zu den größten deutschen Handelskonzernen. Im Jahr 2017 erwirtschaftete das Unternehmen eigenen Angaben zufolge mit mehr als 86.000 Beschäftigten einen Nettoumsatz von rund 7,5 Milliarden Euro. Zum Firmenverbund zählen unter anderem der Textildiscounter KiK, die Baumarktkette Obi sowie der Onlineanbieter babymarkt.de.