Essen. . Bei Thyssenkrupp ist nach der Aufsichtsratssitzung unklar, ob Daimler-Manager Uebber nach Essen wechselt. Eine Personalie ist indes beschlossen.
Daimler-Finanzvorstand Bodo Uebber, der als Kandidat für den Aufsichtsratsvorsitz bei Thyssenkrupp gehandelt wird, soll eine deutliche Erhöhung der Vergütung für die Aufgabe beim Essener Industriekonzern gefordert haben. Es sei allerdings nicht klar, ob der Thyssenkrupp-Aufsichtsrat eine Erhöhung auf mehr als 400.000 Euro pro Jahr genehmigen werde – oder ob Uebber die Position ausschlagen würde, sollte die Forderung abgelehnt werden, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Insider. Uebber habe auch eine Anhebung der Bezüge für den gesamten Aufsichtsrat gefordert.
Thyssenkrupp hat unlängst die Gewinnerwartungen gedämpft. In einigen Geschäftsbereichen des Konzerns zeichnen sich Stellenstreichungen ab. Entsprechend umstritten dürfte eine Gehaltserhöhung für die Aufsichtsräte sein. Laut Geschäftsbericht 2016/17 erhielt der frühere Aufsichtsratschef Ulrich Lehner 212.000 Euro. Dass Uebber bei Thyssenkrupp anheuern könnte, war vor wenigen Tagen bekannt geworden. Ende kommenden Jahres läuft sein Vertrag beim Stuttgarter Autokonzern Daimler aus.
Noch kein Beschluss zu Uebber im Aufsichtsrat
Für den heutigen Mittwoch ist die Bilanz-Pressekonferenz von Thyssenkrupp in der Essener Konzernzentrale geplant. Am Dienstag versammelten sich die Aufsichtsratsmitglieder. Nach der Sitzung verlautete, es sei noch unklar, ob Uebber zu Thyssenkrupp komme. Beschlossen sei noch nichts.
Klar ist indes, dass die frühere Bosch-Managerin Martina Merz Thyssenkrupp-Kontrolleurin wird. Sie ist bereits im Aufsichtsrat der Lufthansa und soll das Vertrauen des Thyssenkrupp-Großaktionärs Cevian genießen. „Frau Merz ist mit ihrer Expertise und ihren Erfahrungen eine kompetente Ergänzung für unseren Aufsichtsrat“, erklärte Thyssenkrupp-Aufsichtsratschef Bernhard Pellens.
Da die Amtszeit von Pellens wohl schon im Jahr 2020 endet, stellt sich in naher Zukunft die Nachfolgefrage. Die Arbeit von Pellens, der Professor an der Ruhr-Universität ist, wird geschätzt. Allerdings fehlt ihm die Erfahrung in der Führung eines großen Konzerns.
Auch in der Aktionärsstruktur von Thyssenkrupp gibt es Bewegung. In den vergangenen Tagen haben mit dem US-Investor Harris und dem Singapur-Staatsfonds GIC gleich zwei neue Großaktionäre gesetzliche Meldeschwellen überschritten. Demnach hält Harris seit Anfang der Woche mehr als fünf Prozent der Thyssenkrupp-Aktien. Wenige Tage zuvor hatte GIC (Government of Singapore Investment Corporation) eine Überschreitung von drei Prozent gemeldet.
Finanzinvestoren haben Einfluss ausgebaut
Mit rund 21 Prozent der Anteile ist die traditionsreiche Essener Krupp-Stiftung nach wie vor größter Einzelaktionär von Thyssenkrupp. Ziel der Stiftung ist der langfristige Erhalt des Industriekonzerns. Finanzinvestoren, die zuweilen an kurzfristiger Wertsteigerung interessiert sind, haben allerdings an Einfluss gewonnen. Zweitgrößter Aktionär ist seit einiger Zeit der schwedische Finanzinvestor Cevian, der rund 18 Prozent hält. Im Mai war der US-Hedgefonds Elliott mit knapp drei Prozent bei Thyssenkrupp eingestiegen.
Der neue US-Großaktionär Harris unterstützt die geplante Zweiteilung von Thyssenkrupp in ein Technologie- und ein Werkstoffunternehmen. Das hatten die Amerikaner bereits Ende Oktober deutlich gemacht, kurz nachdem sie die Drei-Prozent-Schwelle überschritten hatten. Dem Handelsblatt sagte Harris-Manager Justin Hance: „Uns gefällt der Weg, den das Unternehmen in den vergangenen Monaten eingeschlagen hat.“