Berlin. Für seine süßen Instant-Kindertees bekam Hipp 2012 den “Goldenen Windbeutel“ als dreisteste Werbelüge - und nahm sie deshalb kurz darauf vom Markt. Jetzt gibt es neue Kritik von den Verbraucherschützern von “Foodwatch“. Über eine Tochterfirma vermarkte Hipp die zuckerhaltigen Tees nämlich weiter.

Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch hat den Kindernahrung-Hersteller Hipp für den Verkauf eines zuckerhaltigen Tees über seine Tochterfirma Bebivita kritisiert. Hipp selbst habe zwar vor einem Jahr angekündigt, derartige Tees nicht mehr zu verkaufen, dennoch laufe die Vermarktung über die Tochterfirma weiter, erklärte Foodwatch am Donnerstag in Berlin.

Die Kritik der Organisation bezieht sich auf einen Instant-Früchte-Tee für Kinder ab zwölf Monaten - also ein Granulat zum Auflösen in Wasser. Es enthalte Zucker und widerspreche dem von Hipp oft für sich reklamierten Anspruch, "kindgerechte" und "gesunde" Produkte anzubieten, erklärte Foodwatch.

Passe ein Nahrungsmittel nicht zu dieser Philosophie, werde es von Hipp einfach unter dem Namen Bebivita verkauft, kritisierten die Verbraucherschützer. Kinder sollten generell nur ungesüßte Getränke bekommen, erklärte Foodwatch unter Berufung auf Ernährungsexperten.

Hipp ersetzte Granulate durch zuckerfreie Teebeutel

Foodwatch startete am Donnerstag eine E-Mail-Aktion, mit der Verbraucher Firmenchef Claus Hipp auffordern sollen, die Produkte einzustellen. Bereits vor etwa einem Jahr war die Organisation mit einer Kampagne gegen die Tees vorgegangen, die damals noch direkt bei Hipp vertrieben wurden.

Der goldene Windbeutel 2013

2013 hat Foodwatch zum fünften Mal den Goldenen Windbeutel verliehen. In diesem Jahr gesucht: die dreistesten Werbemaschen bei Kinderprodukten. Fast 120.000 Menschen haben sich an der Umfrage beteiligt.
2013 hat Foodwatch zum fünften Mal den Goldenen Windbeutel verliehen. In diesem Jahr gesucht: die dreistesten Werbemaschen bei Kinderprodukten. Fast 120.000 Menschen haben sich an der Umfrage beteiligt. © www.goldener-windbeutel.de
Auf dem wenig rühmlichen 1. Platz: Capri-Sonne. Hersteller Wild verbreitet Unterrichtsmaterial mit Markenlogo, sponsert Sportevents und hat sogar ein eigenes Schwimmabzeichen erfunden. Foodwatch ritisiert, dass Capri-Sonne dabei alles andere als ein sportlich-gesundes Getränk für Kinder ist: Ein Folienbeutel der Sorte Orange zum Beispiel enthält sechseinhalb Stück Würfelzucker und damit mehr als Fanta Orange. Ergebnis des Votings: 42,6 Prozent.
Auf dem wenig rühmlichen 1. Platz: Capri-Sonne. Hersteller Wild verbreitet Unterrichtsmaterial mit Markenlogo, sponsert Sportevents und hat sogar ein eigenes Schwimmabzeichen erfunden. Foodwatch ritisiert, dass Capri-Sonne dabei alles andere als ein sportlich-gesundes Getränk für Kinder ist: Ein Folienbeutel der Sorte Orange zum Beispiel enthält sechseinhalb Stück Würfelzucker und damit mehr als Fanta Orange. Ergebnis des Votings: 42,6 Prozent. © www.goldener-windbeutel.de
Platz 2: Dr. Oetkers Paula-Pudding. “Digitalen Kinderfang” wirft Foodwatch dem Hersteller vor, weil der mit umfassendem Material von Klingeltönen über eine iPhone-App bis hin zu Online-Spielen auf Kinder zugeht. Bei der Online-„Flecken-Jagd“ etwa gibt es Punkte für jeden eingesammelten Paula-Pudding – dabei würden Kinder bereits doppelt so viele Süßigkeiten verzehren wie von Ernährungsexperten empfohlen. Voting-Ergebnis: 21,9 Prozent.
Platz 2: Dr. Oetkers Paula-Pudding. “Digitalen Kinderfang” wirft Foodwatch dem Hersteller vor, weil der mit umfassendem Material von Klingeltönen über eine iPhone-App bis hin zu Online-Spielen auf Kinder zugeht. Bei der Online-„Flecken-Jagd“ etwa gibt es Punkte für jeden eingesammelten Paula-Pudding – dabei würden Kinder bereits doppelt so viele Süßigkeiten verzehren wie von Ernährungsexperten empfohlen. Voting-Ergebnis: 21,9 Prozent. © www.goldener-windbeutel.de
Platz 3: Die Kosmostars von Nestlé. Aus Sicht des Herstellers ein „vollwertiger Start in den Tag“ – nicht zuletzt durch die „Vollkorngarantie“. Für Foodwatch vor allem eine Zuckerbombe. Die Verbraucherorganisation kritisiert, Nestlé rechne den Zuckergehalt mithilfe von Tricksereien bei den Portionsgrößen klein. Auch nach einem Zuckerreduktionsprogramm enthielten die Flocken mit 25 Prozent Zucker immer noch mehr als zum Beispiel Butterkekse. Voting-Ergebnis: 20,6 Prozent.
Platz 3: Die Kosmostars von Nestlé. Aus Sicht des Herstellers ein „vollwertiger Start in den Tag“ – nicht zuletzt durch die „Vollkorngarantie“. Für Foodwatch vor allem eine Zuckerbombe. Die Verbraucherorganisation kritisiert, Nestlé rechne den Zuckergehalt mithilfe von Tricksereien bei den Portionsgrößen klein. Auch nach einem Zuckerreduktionsprogramm enthielten die Flocken mit 25 Prozent Zucker immer noch mehr als zum Beispiel Butterkekse. Voting-Ergebnis: 20,6 Prozent. © www.goldener-windbeutel.de
Platz 4: Monsterbacke Knister von Ehrmann. Die „kunterbunten Knisterkristalle“ in dem„Fun- und Action-Joghurt“ prickeln und zischen beim Essen. Auch Zungenfärber- und Blubber-Varianten sind auf dem Markt. Foodwatch kritisiert, dass hier eine Zuckerbombe als Spielzeuggegen Langeweile vermarktet wird – denn in einem Becher stecken umgerechnet rund acht Stück Würfelzucker. Voting-Ergebnis: 9,7 Prozent.
Platz 4: Monsterbacke Knister von Ehrmann. Die „kunterbunten Knisterkristalle“ in dem„Fun- und Action-Joghurt“ prickeln und zischen beim Essen. Auch Zungenfärber- und Blubber-Varianten sind auf dem Markt. Foodwatch kritisiert, dass hier eine Zuckerbombe als Spielzeuggegen Langeweile vermarktet wird – denn in einem Becher stecken umgerechnet rund acht Stück Würfelzucker. Voting-Ergebnis: 9,7 Prozent. © www.goldener-windbeutel.de
Platz 5: Pom-Bär von Funnyfrisch, laut foodwatch ein Paradebeispiel für unwirksame Selbstverpflichtungen: Offiziell richtet Funnyfrisch keine Werbung für ungesunde Lebensmittelan Kinder. Pom-Bär (Original) enthält im Vergleich zu Pommes Frites von McDonald’s viel mehr Salz und doppelt so viel Fett – dennoch wirbt Funnyfrisch für das Produkt. Wie das geht? Um die Selbstverpflichtung zu umgehen, habe der Hersteller die Kartoffelchips-Variante kurzerhand zum „kindgerechten“ Snack deklariert, so Foodwatch. Voting-Ergebnis: 5,2 Prozent.
Platz 5: Pom-Bär von Funnyfrisch, laut foodwatch ein Paradebeispiel für unwirksame Selbstverpflichtungen: Offiziell richtet Funnyfrisch keine Werbung für ungesunde Lebensmittelan Kinder. Pom-Bär (Original) enthält im Vergleich zu Pommes Frites von McDonald’s viel mehr Salz und doppelt so viel Fett – dennoch wirbt Funnyfrisch für das Produkt. Wie das geht? Um die Selbstverpflichtung zu umgehen, habe der Hersteller die Kartoffelchips-Variante kurzerhand zum „kindgerechten“ Snack deklariert, so Foodwatch. Voting-Ergebnis: 5,2 Prozent. © www.goldener-windbeutel.de
Die bisherigen Gewinner des Goldenen Windbeutels.
Die bisherigen Gewinner des Goldenen Windbeutels. © www.goldener-windbeutel.de
Die Gewinner des Jahres 2012.
Die Gewinner des Jahres 2012. © www.goldener-windbeutel.de
Die Gewinner des Jahres 2011.
Die Gewinner des Jahres 2011. © www.goldener-windbeutel.de
Die Gewinner des Jahres 2010.
Die Gewinner des Jahres 2010. © www.goldener-windbeutel.de
Die Gewinner des Jahres 2009.
Die Gewinner des Jahres 2009. © www.goldener-windbeutel.de
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2012 verlieh Foodwatch den zuckerhaltigen Tees für Kinder seinen Negativpreis Goldener Windbeutel. Hipp nahm die Instant-Granulate vom Markt. Am Donnerstag war eine Stellungnahme von Hipp zunächst nicht zu erhalten.

Bebivita warnt auf Packung vor Zahnschäden

Bebivita selbst warnt auf den Etiketten seines Tees in einem Hinweis für Zahngesundheit vor den Folgen übermäßigen Konsums für Kinder. "Dieses Getränk enthält Kohlenhydrate, die durch häufiges oder andauerndes Nuckeln aus der Flasche schwere Zahnschäden (Karies) verursachen können", heißt es dort. Allerdings steht auf der Packung vorn auch der deutlich sichtbare Werbeaufdruck "mild gesüßt".

"Goldener Windbeutel“ 2012

... 1. Platz: Instant-Früchtetees ab dem 12. Monat von Hipp. Der Kindertee bringe es auf umgerechnet zweieinhalb Stück Würfelzucker pro 200-Milliliter-Tasse, hieß es. Experten würden aber empfehlen, Kindern nur ungesüßte Tees zu geben. Ein solches Getränk zu empfehlen, sei unverantwortlich.
... 1. Platz: Instant-Früchtetees ab dem 12. Monat von Hipp. Der Kindertee bringe es auf umgerechnet zweieinhalb Stück Würfelzucker pro 200-Milliliter-Tasse, hieß es. Experten würden aber empfehlen, Kindern nur ungesüßte Tees zu geben. Ein solches Getränk zu empfehlen, sei unverantwortlich. © Foodwatch
2. Platz: Viva Vital Hackfleisch-Zubereitung von Netto-Markendiscount.
2. Platz: Viva Vital Hackfleisch-Zubereitung von Netto-Markendiscount. © Foodwatch
3. Platz: Becel pro activ von Unilever.
3. Platz: Becel pro activ von Unilever. © Foodwatch
4. Platz: Clausthaler von Radeberger.
4. Platz: Clausthaler von Radeberger. © Foodwatch
5. Platz: Landlust Mirabelle & Birne von Teekanne.
5. Platz: Landlust Mirabelle & Birne von Teekanne. © Foodwatch
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Dem Zutatenverzeichnis zufolge enthält ein nach Vorgabe gemischter Früchtetee je 100 Milliliter in etwa zwei Gramm Zucker. Zum Vergleich: Reiner Apfelsaft bringt es auf etwa 10 Gramm je 100 Milliliter. Der Wert für eine selbst gemixte Apfelschorle liegt bei etwa drei Gramm, bei fertig gekaufter ist er meist höher. 100 Milliliter Cola enthalten rund 10,5 Gramm Zucker. (afp)