Essen. Der Kauf und Verkauf gebrauchter Waren schont die Umwelt. Eine neue Studie zeigt: In den Haushalten liegen Milliardenwerte ungenutzt herum.
Steigende Preise, teure Energie und die Angst vor der Inflation bewegen viele Verbraucher dazu, den Gürtel finanziell enger zu schnallen. Zu diesem Ergebnis kommt die "Circular Economy Studie", die YouGov im Auftrag von eBay Kleinanzeigen und mit wissenschaftlicher Begleitung des Wuppertal Instituts durchgeführt hat. Darin geben 85 Prozent der Befragten an, sich aufgrund der gestiegenen Preise einschränken zu müssen. Etwa die Hälfte hat bereits für dieses Jahr geplante Anschaffungen oder Reisen verschoben. Eine Alternative aber wird immer beliebter: Secondhand.
Studie: Gebrauchtkäufe haben sich in der Krise verdoppelt
"Wir sehen, dass die Menschen stärker auf ihre Ausgaben achten müssen und deshalb nach neuen Einnahmequellen oder nach Möglichkeiten zum Sparen suchen", sagt Henning Wilts, Leiter der Abteilung Kreislaufwirtschaft am Wuppertal Institut. Laut der Studie geben rund ein Fünftel der Befragten an, dass sie aufgrund der aktuellen Preisinflation häufiger Secondhand kaufen, um Geld zu sparen - und häufiger gebrauchte Dinge verkaufen, um Geld einzunehmen.
Die meistverkauften Secondhand-Artikel in 2022:
- 1. Kleidung, Schuhe und Accessoires (39%)
- 2. Bücher (37%)
- 3. Dekoration und Möbel (23%)
- 4. CDs, DVDs, Blu-Rays (23%)
- 5. Games und Spielzeuge (17%)
Quelle: Ebay Kleinanzeigen/ Circular Economy Studie
Tatsächlich spiegeln sich Corona-Pandemie und die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs in den Zahlen wider. Der Anteil der Personen, die in den vergangenen zwölf Monaten gebraucht gekauft haben, stieg laut Studie im Vergleich zum Vorjahr von 49 Prozent auf 66 Prozent in 2022 an. Auch die Zahl der Befragten, die wiederholt Gebrauchtkäufe getätigt haben, hat sich gegenüber 2021 fast verdoppelt.
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Hat im vergangenen Jahr noch jeder vierte Befragte (25 Prozent) wiederholt etwas Gebrauchtes gekauft, so ist es in diesem Jahr schon nahezu die Hälfte (47 Prozent). Die Hälfte der Befragten (49 Prozent) gibt an, dass die zusätzliche Einnahmequelle für sie ein wesentliches Motiv für den Verkauf gebrauchter Dinge ist – das sind elf Prozentpunkte mehr als noch im Vorjahr.
Jeder Haushalt hat rund 2000 Euro ungenutzt herumliegen
Neben wirtschaftlichen Gründen wird das Thema Nachhaltigkeit für Secondhand-Kunden immer wichtiger. Zwei Drittel (65 Prozent) sind überzeugt, dass gebrauchte Produkte gut für die Umwelt seien. Rund die Hälfte der Befragten (46 Prozent) halten den Gebrauchtkauf für eine gute Möglichkeit, Dinge nachhaltig zu erwerben.
Dass sich der Verkauf gebrauchter Produkte für Verbraucher in der aktuellen Situation wirtschaftlich lohnt, zeigen diese Zahlen. Laut Studie liegen in jedem Haushalt ungenutzte Waren im Wert von durchschnittlich 2025 Euro (2021: 1297 Euro). Hochgerechnet auf alle Haushalte sind das 82 Milliarden, die in Schubladen verschwinden, so die Autoren. Jeder Dritte (35 Prozent) besitzt den Angaben zufolge ungenutzte Produkte im Wert von mehr als 500 Euro. Sieben von zehn Befragten (72 Prozent) verkaufen gebrauchte Produkte mindestens zweimal im Jahr.
Die Top 5 der ungenutzten Produkte in Haushalten:
- 1. Bücher
- 2. Kleidung, Schuhe, Accessoires
- 3. CDs, DVDs, Blu-Rays
- 4. Elektrogeräte
- 5. Smartphones, Tablets
Quelle: Ebay Kleinanzeigen/ Circular Economy Studie
Die Forscher des Wuppertal Instituts halten den Gebrauchtkauf im Internet trotz seiner CO2-Emissionen bei der Paketauslieferung für einen wichtigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft. Wenn Produkte wiederverwendet und länger genutzt würden, schone das nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Umwelt: "Abfall und Umweltverschmutzung werden vermieden, Produkte und Materialien bleiben in Gebrauch und natürliche Systeme werden regeneriert", schreiben die Autoren. Secondhand-Portale würden Menschen zudem ermutigen, traditionelle Konsummodelle in Frage zu stellen - etwa die Rabattschlacht rund um Black Friday oder Cyber Monday.