Essen. Jeder zweite Unfall ist ein Park- oder Rangierunfall. Das liegt nicht nur am Trend zum großen Auto. Sondern auch an falsch genutzten Einparkhilfen.

Eine aktuelle Studie des Allianz Zentrums für Technik (AZT) und des Automobilzulieferers Continental hat ergeben, dass die Zahl der Park- und Rangierunfälle in den vergangenen zehn Jahren um mehr als 30 Prozent gestiegen ist. So passiert fast jeder zweite Unfall mit Sachschaden im Zuge eines Parkmanövers.

Immer größer werdende Fahrzeuge und zu kleine Front- und Heckscheiben, die die Sicht erschweren, werden als Hauptursachen dafür genannt. Für das Forschungsprojekt wurden 3.500 Verkehrsunfälle in Zusammenarbeit mit der Hochschule München und der Technischen Universität München analysiert.

Fast die Hälfte der Schäden entstehen beim Rückwärtsfahren

In acht von zehn Fällen krachte es beim Ausparken und Rangieren, besonders häufig auch beim Rückwärtsfahren. Während in 41,7 Prozent der Unfälle beim Rückwärts-Ausparken ein zweites, parkendes Fahrzeug gerammt wurde, prallten in 20,1 Prozent der Fälle zwei gleichzeitig rückwärts ausparkende Fahrzeuge gegeneinander. Auffällig ist auch, dass Verkehrteilnehmer ab 65 Jahren anteilsmäßig ein Drittel mehr Schäden verursachten als 25- bis 64-jährige Autofahrer.

Inwiefern sich die Untersuchungsergebnisse tatsächlich auswirken, erklärt Rüdiger Hackhausen, Leiter Schaden bei der Allianz: Der Anteil der Kosten, die durch Rangier- und Park-Unfälle entstehen, betrage bei Sachschäden im Haftpflicht-Bereich 44 Prozent und 39 Prozent bei Kollisionen, die von Vollkasko-versicherten Autofahrern gemeldet werden. Laut Hackhausen entsteht in der Haftpflicht ein durchschnittlicher Schaden von circa 1700 Euro und in Vollkasko von rund 2100 Euro. Dagegen wurden nur etwa vier Prozent der verzeichneten Personenschäden durch einen Park- oder Rangierunfall verursacht.

Van und SUV am häufigsten betroffen

In der Studie werden verschieden Gründe für die steigende Zahl der Park- und Rangierunfälle genannt: Neben einer verschlechterten Rundumsicht durch veränderte Strukturen und Designs der Heck- und Seitenscheiben ist vor allem die generell veränderte Fahrzeuggeometrie schuld am Parkplatz-Chaos.

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In den letzten Jahren wurden die Autos breiter und länger, während die meisten Parkplätze angesichts der Urbanisierung immer kleiner wurden. So sind Van und SUV bei Parkunfällen am häufigsten betroffen.

Zwar verfügen immer mehr Autos über eingebaute Park-Assistenzsysteme. Doch die Auswertung zeigt, dass diese nur begrenzt geeignet sind, um Park- und Rangierunfälle zu vermeiden. Viele Systeme überwachen zwar den Front- und Heckbereich des Autos, lassen aber die Fahrzeugseiten völlig außer Acht. So können Hindernisse leicht übersehen werden.

Einparkhilfen mit Warnfunktion verfehlen ihren Zweck

Ein weiteres Problem ist, dass sich viele Autofahrer so sehr auf die Warnsysteme verlassen, dass sie mittlerweile ohne fremde Ansage nicht mehr rechtzeitig reagieren können. „Erst intelligente Fahrerassistenzsysteme wie automatisierte Parkhilfen und autonome Notbremssysteme für Rangiervorgänge werden künftig das Risiko deutlich minimieren helfen“, meint Wolfgang Fey, Leiter des Segments Surround View bei Continental.