Düsseldorf/Berlin. Der bundesweite Fahrschein erfreut sich Beliebtheit – Kunden nutzen die Flexibilität auch zum Kündigen. Lösung für Semesterticket angemahnt.

Mehr als jeder zehnte Käufer hat das nur im Abo angebotene Deutschland-Ticket für bundesweite Fahrten im Nah- und Regionalverkehr schon einmal gekündigt. Das zeigt eine Marktforschung des Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). „Die Pendlerinnen und Pendler kommen leichter in die Versuchung, das Ticket zu kündigen. Wenn jemand etwa im August für drei Wochen im Campingurlaub ist oder ins Ausland verreist, dann möchte man sich vielleicht die 49 Euro sparen“, so Sprecher Eike Arnold.

Allein der VRR zählt 1,5 Millionen Abonnentinnen

Aktuell wurden bundesweit bereits mehr als elf Millionen Abos verkauft, rund zehn Millionen Fahrgäste nutzten das Ticket jeweils im Juli und August nach VDV-Angaben. Allein der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) meldet, dass das Deutschland-Ticket in den Monaten Mai und Juni 2023 insgesamt 1,5 Millionen Mal verkauft wurde.

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Je enger die Bindung an die Bus- und Bahnnutzung dabei sei, desto unwahrscheinlicher sei eine Kündigung, führt der VDV-Sprecher an. „Bei denjenigen, die bereits vor dem Deutschland-Ticket ein anderes Abo bezogen haben, sprechen wir von etwa sieben Prozent, die zwischendurch wieder gekündigt haben. Bei Neuabonnenten, die vorher einzelne Fahrscheine gekauft haben, sind es 17 Prozent.“ Bei den Neukunden, die etwa als Autofahrer den öffentlichen Nahverkehr zuvor so gut wie gar nicht genutzt haben, seien es 19 Prozent.

Aufwand für Verkehrsunternehmen

„Diese Flexibilität, die sehr kundenfreundlich ist, bringt im Hintergrund einiges an Aufwand mit für die Verkehrsunternehmen“, so Arnold. Das Ziel von Bundesverkehrsminister Wissing, mit dem Ticket für eine Verschlankung bei der Verwaltung zu sorgen, sei so nicht komplett erfolgt. „Kundinnen und Kunden müssen in den Systemen neu angelegt werden, wenn sie sich für das Ticket entscheiden. Das passiert auch bei einem Neukauf nach vorheriger Kündigung.“ Gleichzeitig gebe es weiter einen Beratungsbedarf, Menschen die etwa Fragen haben, wie es mit der Mitnahme von Hunden oder Fahrrädern aussieht.

Das Jobticket würde gut angenommen und böte noch Potenzial. „Für Studierende hingegen, und hier sprechen wir von drei Millionen Menschen, benötigen wir noch Weichenstellungen aus der Politik. Die bestehenden Semestertickets durch das Deutschland-Ticket zu ersetzen, das ist eine Finanzfrage.

Verkehrsminister Krischer dringt auf Lösung für Studierende

Die Fragen beim Semesterticket treiben auch NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer um. Erste Studierendenvertretungen haben ihre Verträge aufgekündigt – wegen der Konkurrenz des Deutschland-Tickets. In einem Bericht an den Landtag führt Krischer an, dass ein Wegfall negative Auswirkungen auf die Mobilität vieler junger Menschenhätte. Auch den Verkehrsunternehmen, etwa dem VRR, der pro Monat acht Millionen Euro mit den Semestertickets verdient, würden Einnahmen entgehen. Er hofft, dass sich der Koordinierungsrat von Bund und Ländern am 25. September zu einer Lösung für ein deutschlandweit gültiges Studierendenticket durchringen kann.