Essen. Die Verbraucher können sich über starke Preissenkungen bei Milch, Molkereiprodukten und Fleisch freuen. Ein Überangebot macht das möglich. Die Landwirte betrachten diese Entwicklung mit Sorge. Der Sprecher des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter spricht von einer neuen “Krise“.

Milch wird erheblich billiger. Die Discounter Aldi Nord und Aldi Süd haben am Montag nach eigenen Angaben die Preise für Frischmilch und H-Milch um jeweils zehn Cent je Liter reduziert. Auch bei einer Reihe von Molkereiprodukten wie Quark, Sahne, Schmand und Kondensmilch sowie Fleischwaren wie Hackfleisch senkten die beiden Schwesterunternehmen Preise. Sie verwiesen auf ein Überangebot auf dem Milch- und Fleischmarkt, dass zu sinkenden Rohstoffpreisen führe.

Aldi gilt im deutschen Lebensmittelhandel als Schrittmacher. An den Preisen der Discounter orientieren sich erfahrungsgemäß auch große Supermarktketten in ihrer untersten Preislage mit ihren Eigenmarken-Produkten. Für Milch werden meist Halbjahresverträge geschlossen.

Russische Sanktionen spielen eine Rolle

Bei Milcherzeugern wird die Entwicklung mit großer Sorge betrachtet. "Wir steuern wieder auf eine Krise zu", sagte der Sprecher des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter, Hans Foldenauer. Eine weltweit hohe Milchproduktion und eine schwächere Nachfrage aus Asien drückten auf die Preise. Die russischen Sanktionen sei dabei ein zusätzlicher Effekt gewesen. "Russland hat das Fass zum überlaufen gebracht", schilderte er.

Der Verband geht davon aus, dass der Auszahlungspreis der Molkereien für die Milchviehhalter in Deutschland Richtung 30 Cent je Kilogramm Rohmilch sinken wird. Das sei zwar mehr als im zurückliegenden Krisenjahr 2009, als der durchschnittliche Auszahlungspreis zeitweise nur noch knapp über 20 Cent je Kilogramm Rohmilch gelegen habe. "Durch die hohen Kostensteigerungen wären 30 Cent je Kilogramm mit der Situation von 2009 vergleichbar", unterstrich Foldenauer.

Runder Tisch gefordert

Aktuell betrage der Auszahlungspreis im Durchschnitt schätzungsweise 33 Cent je Kilogramm Rohmilch. Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter fordert von Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) einen Runden Tisch, um Schritte zur Stabilisierung zu beraten.

Nach einer Auswertung des Agrarinformationsdienstes AMI war der durchschnittliche Auszahlungspreis der Molkereien an die Milchbauer 2013 mit knapp 38 Cent je Kilogramm auf ein Allzeithoch gestiegen. Im laufenden Jahr ging es bis September auf schätzungsweise knapp 36 Cent je Kilogramm im bundesweiten Durchschnitt wieder bergab. (dpa)