Düsseldorf. . Bundesagentur für Arbeit in NRW ist unzufrieden mit dem Ausbildungsmarkt, weil Bewerber und Betriebe immer häufiger nicht zueinander finden. Im Ruhrgebiet bleiben deutlich mehr Lehrstellen unbesetzt, in Südwestfalen dagegen gehen mehr Bewerber leer aus.

Mehr Lehrstellen, weniger Bewerber – das klingt nach allen Regeln der Mathematik sehr nach einer Entspannung auf dem Ausbildungsmarkt. Doch die Bilanz der Bundesagentur für Arbeit (BA) in NRW will so gar nicht positiv ausfallen für dieses Jahr. Denn Ausbildungsbetriebe und Jugendliche finden offenbar immer schwerer zusammen. Anders lässt sich nicht erklären, dass trotz allem mehr Bewerber als im vergangenen Jahr leer ausgegangen sind – landesweit waren zum Beginn des Ausbildungsjahres noch 6571 ohne Ausbildungsstelle.

„Die Zukunft hat schon begonnen“, sagt Christiane Schönefeld, die NRW-Chefin der BA, und meint damit den demografischen Wandel, vor dem seit vielen Jahren gewarnt wird. Jedes Jahr werden nun weniger Schüler auf den Markt drängen, entsprechend verständnislos reagiert Schönefeld darauf, dass trotzdem mehr Jugendlichen unversorgt bleiben: Das konterkariert die gesamte Situation. „Wir haben von beidem zuviel: unversorgte Bewerber und unbesetzte Stellen – beide finden nicht zueinander“, sagt sie und fügt an, daran seien nicht nur die Jugendlichen schuld. Die Arbeitgeber müssten sich mehr auf die Bewerber einstellen, ihre Einstellungskriterien und Arbeitsbedingungen hinterfragen, denn: „Wir haben nur diese Bewerber – und es werden noch weniger.“

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Agentur will leer ausgegangenen Jugendlichen Angebote machen

Es sei kein Zufall, dass es in den Berufen mit den größten Besetzungsschwierigkeiten auch die höchsten Abbrecherquoten gebe. In der Gastronomie etwa werde jeder zweite Ausbildungsvertrag vorzeitig aufgelöst, im Handwerk jeder dritte. In der Industrie und dem Handel sieht das deutlich besser aus.

Schönefeld betont, für Betriebe wie Bewerber gebe es in der Nachvermittlung bis Jahresende „noch viele Chancen, fündig zu werden“. Die Agentur werde dabei helfen und leer ausgegangenen Jugendlichen Angebote machen. BA-Vorstand Raimund Becker, der in Düsseldorf die Bundeszahlen vorstellte, riet dazu, verstärkt auf anonymisierte Bewerbungen zu setzen. Wo das gemacht wird, erhielten etwa Migranten deutlich häufiger eine Ausbildungsstelle.

Das Ruhrgebiet schwimmt gegen den Trend: Weil hier die Zahl der Bewerber besonders stark zurückging (-5,7 Prozent) und gleichzeitig mehr Stellen angeboten wurden (+4,6 Prozent), blieben auch weniger Jugendliche unversorgt (-7,8 Prozent). Hier haben die Betriebe die größeren Probleme, denn sie konnten 25 Prozent mehr Stellen als 2013 nicht besetzen.

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Arbeitslosigkeit gesunken

Der Arbeitsmarkt entwickelte sich im Oktober landesweit positiv, die Zahl der Arbeitslosen sank um gut 10 000 auf 736 000, gleichzeitig stieg die Beschäftigtenzahl im Vorjahresvergleich um 76 000 auf 6,35 Millionen. Besonders stark sank die Arbeitslosigkeit im Ruhrgebiet – um 8500 auf 253 000. Doch hat das offenbar auch mit verstärktem Einsatz von Fördermaßnahmen zu tun – das gab zumindest die Arbeitsagentur in Gelsenkirchen, wo die Quote von 14,1 auf 13,6 sank, als Grund an.