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Der geplante Verkauf der Öl- und Gasfördertochter Dea an den russischen Milliardär Michail Fridman wird für den Essener Energiekonzern RWE zur Zitterpartie. Das milliardenschwere Geschäft mit dem einflussreichen Investor aus dem Land Wladimir Putins ist im Westen politisch umstritten. Zwar hat das Bundeswirtschaftsministerium unter Führung von SPD-Chef Sigmar Gabriel den Verkauf bereits abgesegnet, doch aus London kommen offenbar Bedenken.
Wie die „Financial Times“ schreibt, wolle die britische Regierung das 5,1 Milliarden-Euro-Geschäft mit einer Investorengruppe um den Oligarchen Fridman blockieren. Energieminister Ed Davey sei angesichts der verschärften Sanktionen gegen Russland „nicht geneigt“, dem Verkauf zuzustimmen. Dea fördert unter anderem vor der britischen Nordseeküste Gas. Aus dem Ministerium in London hieß es lediglich: „Kein Kommentar.“ Und so machte die Geschichte über das mögliche Scheitern der Transaktion die Runde – und drückte den Börsenkurs von RWE nach unten.
Für den Essener Konzern ist das Geschäft mit den Russen von großer Bedeutung. RWE-Chef Peter Terium hatte von einem „Meilenstein“ gesprochen, als er Mitte März den Milliarden-Deal ankündigte. Durch die Einnahmen aus dem Verkauf der Ertragsperle Dea will RWE den Schuldenabbau vorantreiben. Verbindlichkeiten in Höhe von mehr als 30 Milliarden Euro lasten schwer auf dem angeschlagenen Energiekonzern, an dem auch zahlreiche Ruhrgebietskommunen beteiligt sind.
Ende September hatte RWE bereits mitgeteilt, es sei „unsicher“, ob es eine Unbedenklichkeitserklärung aus London geben werde. An diesem Stand habe sich nichts geändert, heißt es nun im Essener RWE-Turm. Denkbar wäre wohl auch ein Plan B, sollte die britische Regierung bei ihrem Nein bleiben. Ein Verkauf von Dea ohne die britischen Aktivitäten werde zwar nicht beabsichtigt, sei allerdings möglich. Etwa 20 Prozent des von Dea geförderten Erdgases stammen aus Großbritannien.
Für die Bundesregierung war bei ihrer Genehmigung entscheidend, dass Dea nur einen geringen Anteil an der Energieversorgung in Deutschland abdeckt – beim Öl seien es rund ein Prozent, beim Gas etwa zwei Prozent.
Treffen mitPräsident Putin
Fridman, der auch schon Geschäfte mit dem britischen Mineralölriesen BP gemacht hat, gilt als einer der reichsten Russen. Offiziell verkauft RWE an den Investmentfonds Letter One mit Sitz in Luxemburg. Hinter „L1“ verbirgt sich der von Fridman kontrollierte russische Finanz- und Industriekonzern Alfa Group.
Es gibt unterschiedliche Einschätzungen dazu, wie groß die Nähe von Fridman zu Putin ist. Im Umfeld von RWE heißt es, Letter One sei eine vollständig im Privatbesitz befindliche Firma und nicht in Regierungsaktivitäten eingebunden. Selbstverständlich habe Fridman Präsident Putin bei mehreren Gelegenheiten getroffen. Es habe aber nie eine persönliche Freundschaft bestanden. Bleibt abzuwarten, wie die britische Regierung diese Einschätzung einordnet.