Essen. Ab 2015 dürfen nicht mehr Fische eines Bestandes im Netz landen als Artgenossen nachwachsen. Stark bedrohte Bestände sollen geschont und so wieder ausgebaut werden. Die neuen Fangquoten für die Ostsee hält Greenpeace für den Dorsch aber immer noch für zu hoch.
Die Überfischung der Meere zu stoppen ist kein geringes Anliegen und insofern etwas, was die wenigsten der streitbaren EU nicht unbedingt zutrauen. Im vergangenen Jahr hat die Staatengemeinschaft jedoch nach jahrelangen, zähen Verhandlungen die Überfischung bedrohter Bestände in ihren Meeren zumindest auf dem Papier verboten. Ab 2015 dürfen nicht mehr Fische eines Bestandes im Netz landen als Artgenossen nachwachsen. Stark bedrohte Bestände sollen geschont und so wieder ausgebaut werden.
Entsprechend gespannt warteten Tierschützer auf die ersten Fangquoten für das kommende Jahr. Die EU-Minister haben sich nun auf die Fangmengen für die Ostseefischer 2015 geeinigt. Die Umweltorganisation Greenpeace bewertete sie im Gespräch mit dieser Zeitung nur zum Teil positiv. Das allerdings ist schon deutlich mehr als in früheren Jahren.
Dorsch-Datenbasis ist dünn
Der Fokus der Tierschützer liegt in der Ostsee auf dem Dorsch, der nur dort so und anderswo Kabeljau heißt. Die Ostseefischer dürfen 2015 weniger dieser Fische fangen – im westlichen Teil des Meeres sieben Prozent und im östlichen 22 Prozent weniger. Die Wissenschaftler hatten teils eine Halbierung der Quoten vorgeschlagen, entsprechend enttäuscht ist Greenpeace-Fischereiexpertin Saskia Richartz: „Damit wird der Dorsch weiter überfischt. Beide Bestände haben sich schlechter entwickelt als erwartet.“
Gerade für die östliche Ostsee ist unklar, wie es dem Dorsch geht. Die Datenbasis ist so dünn wie die meisten Fische, die dort gefangen werden, selbst die Fischer wiesen zuletzt darauf hin, dass die Bestände viel zu hoch eingeschätzt worden seien. „In diesem Jahr werden wir die erlaubte Fangmenge dort gar nicht erreichen, die Fischer fahren teilweise gar nicht mehr raus, weil es sich nicht lohnt“, bestätigt Claus Ubl vom Deutschen Fischereiverband. Die gefangenen Dorsche seien meist sehr klein – für Greenpeace ein klares Indiz für Überfischung, für den Verband könne dies aber ebenso auch auf Unterfischung hindeuten.
Greenpeace mit Senkung der Lachs-Fangquoten einverstanden
Gleichwohl ist Ubl froh, dass die Quoten nicht so stark reduziert wurden wie vorgeschlagen. Gerade im westlichen Meeresteil hätten sich die Bestände gut entwickelt, bei einer Halbierung der Fangmenge hätten „viele kleine Fischer das Handtuch geworfen“. Durch die Begrenzung der Fänge erwartet der Verband keinerlei Auswirkungen auf die Dorschpreise. Die orientierten sich am Kabeljaupreis, und davon gebe es in der Nordsee genug.
Einverstanden sind Fischer wie Meeresschützer mit der leichten Erhöhung der Herings-Fangquote. „Das ist weniger, als zur Bestandserhaltung möglich gewesen wäre. Die Heringe werden als Futterfische für die Erholung des Dorsch benötigt“, erläutert Greenpeace-Expertin Richartz. Auch die Senkung der Lachs-Fangquote um zehn Prozent hält Greenpeace im Wesentlichen für angemessen.