Hagen/Lüdenscheid. .

Von einst 1300 auf künftig 680 Megawatt: Nach der Einigung mit der Bundesnetzagentur kann der regionale Energieversorger Enervie die Leistung seines defizitären Kraftwerksparks deutlich abspecken – ihn allerdings nicht komplett abschalten, wie eigentlich gewollt. Übrig bleiben der Steinkohleblock E 4 in Werdohl-Elverlingsen sowie die Gas- und Dampfturbinenblöcke H 4 in Hagen-Kabel und H 6 in Herdecke. Nicht mehr für die Stromerzeugung, um ihn am Markt anzubieten, sondern rein als Reserve. Allein das Pumpspeicher-Kraftwerk in Finnentrop-Rönkhausen und eine Gasturbine in Werdohl könnte, „wenn es wirtschaftlich sinnvoll ist“, noch für den Strommarkt produzieren, sagt Enervie-Sprecher Uwe Reuter. Eine vage Zukunftsperspektive.

50 Millionen Euro Verlust hatte die Enervie-Gruppe im Geschäftsjahr 2013 mit seinen konventionellen Kraftwerken eingefahren. Weil es ein Überangebot an Strom an der Börse gibt, lassen sich die ­Meiler nicht mehr rentabel betreiben. Um aus den roten Zahlen raus zu kommen, wollte sich Enervie von den Kraftwerken komplett trennen – darf es aber nicht: Die Bundesnetzagentur hat die Silllegung versagt. Weil die Enervie-Kraftwerke notwendig sind, um die Stromversorgung in Hagen, in weiten Teilen des Märkischen Kreises und in der Stadt Herdecke (Ennepe-Ruhr-Kreis) durchgängig sicherzustellen. Denn: Der Anschluss ans überregionale Leitungsnetz ist zu klein, um genügend Strom von außen ins Enervie-Gebiet (Sonderfall „Insel-Lage“) einzuspeisen. Bis der Anschluss ans Amprion-Überlandnetz in Hagen-Garenfeld geschlossen ist, können allerdings noch gut fünf oder mehr Jahre vergehen: Die Anwohner dort protestieren gegen das Umspannwerk.

Alle Kunden müssen zahlen

Enervie sieht Amprion in der Verpflichtung, sich an den Kosten der Reserve-Kraftwerke zu beteiligen; die Bundesnetzagentur nicht. Die Bonner Behörde stimmt nur zu, die Kosten auf die Netznutzungsentgelte im Enervie-Netzgebiet umzulegen. Wohlgemerkt: Auf alle Kunden. „Diese Preisberechnung ist so in Ordnung“, befand gestern ein Sprecher der Bundesnetzagentur gegenüber dieser Zeitung. Die Vereinbarung mit Enervie bezeichnete er als „Moratorium“.

Der Netzbetreiber, der jetzt für die Reserve-Kraftwerke zahlen soll, ist indes eine Enervie-Tochtergesellschaft; sie darf die Kosten für die Reserve-Kraftwerke auf alle Stromanbieter im Netzgebiet umlegen. Das dürfte die Verluste verkleinern, aber nicht gänzlich ausgleichen.