Frankfurt/Main. Die Piloten der Lufthansa lassen mit ihren Streiks nicht locker. Die mittlerweile fünfte Streikwelle in dem festgefahrenen Tarifkonflikt zeigt in Frankfurt aber nur vergleichsweise geringe Auswirkungen: Viele Flieger hoben trotzdem ab.
Bei den erneuten Streiks der Lufthansa-Piloten sind die meisten Flugpassagiere diesmal glimpflich davongekommen. Die Fluggesellschaft hatte am Dienstag an ihrem wichtigsten Drehkreuz Frankfurt 25 Starts zu Interkontinentalflügen gestrichen. 32 Fernverbindungen konnten mit Ersatz-Crews oder veränderten Abflugzeiten abheben, wie ein Lufthansa-Sprecher erklärte.
uvor hatte die Gewerkschaft "Vereinigung Cockpit" ihre Mitglieder zu einem 15-stündigen Streik aufgerufen, der bis zum Betriebsende um 23 Uhr dauern sollte. Beide Seiten forderten sich gegenseitig zur Rückkehr an den Verhandlungstisch auf.
Inklusive der Rückflüge hat Lufthansa wegen des Ausstands knapp 50 Flüge gestrichen, rund 20.000 Kunden seien betroffen. Man habe viele Passagiere über andere Fluggesellschaften und Flughäfen umbuchen können, schilderte der Sprecher.
Keine Flüge nach Singapur, Bangkok und Chicago
Die Lage am größten deutschen Flughafen war den Dienstag über sehr ruhig, wie auch VC-Sprecher Markus Wahl bestätigte. "Das ist aber auch gut, denn wir wollen nicht die Passagiere treffen, sondern unseren Arbeitgeber." Auch der Einsatz von leitenden Angestellten mit Pilotenlizenz in den Flugzeugen bewirke am ursprünglichen Arbeitsplatz der Manager-Piloten zusätzliche Probleme.
Die Gewerkschaft hatte ihre fünfte Streikwelle von vornherein auf Interkontinentalflüge beschränkt, dafür aber die Dauer im Vergleich zu vorangegangenen Streiks nahezu verdoppelt. Einen ersten Versuch, die Langstrecke ab Frankfurt über acht Stunden zu blockieren, hatte die Lufthansa vor zwei Wochen mit Ersatzcrews so erfolgreich gekontert, dass die VC den Streik kurzfristig abgeblasen hatte.
An diesem Dienstag fielen unter anderem Flüge nach Singapur, Bangkok und Chicago aus. Der Kurz- und Mittelstreckenverkehr war nach Angaben der Lufthansa nicht betroffen. Auch die Langstreckenflüge von München und Düsseldorf fanden statt.
Zur Zeit gibt es keine Verhandlungen
Anlass des Arbeitskampfes ist der Tarifkonflikt um die Versorgung von rund 5400 Lufthansa-Piloten beim Übergang in den Ruhestand. Die VC hat bereits bei den vier vorangegangenen Streikwellen bei der Lufthansa und deren Tochter Germanwings 4300 Flüge ausfallen lassen, Hunderttausende Reisende waren betroffen.
Zu weiteren Verhandlungsschritten sagte Lufthansa-Sprecherin Barbara Schädler dem Sender n-tv: "Es wird ehrlich gesagt nicht verhandelt. Wir treffen uns manchmal und dann wird gesagt, legt doch bitte ein unterschriftsreifes Angebot vor und dann geht man wieder auseinander.
Verhandlungen heißen für uns aber, man setzt sich zusammen und überlegt, wie können wir uns einander annähern." VC-Sprecher Wahl verlangte von dem Unternehmen ein "verhandlungsfähiges Angebot".
Unternehmenschef bietet Kunden um Verständnis
Unternehmenschef Carsten Spohr bat die Kunden um Verständnis. In einer Videobotschaft begründete der Vorstandsvorsitzende die unnachgiebige Haltung des Managements gegen die Pilotenforderungen mit der Verantwortung für das gesamte Unternehmen mit seinen 120.000 Mitarbeitern.
Es gehe darum, auch künftig Qualität bieten und Investitionen tätigen zu können, erklärte Spohr. "Wir wollen auch in Zukunft die besten Mitarbeiter der Branche an uns binden, fair behandeln, fair bezahlen."
Der Konflikt zwischen Management und Pilotengewerkschaft spitzt sich auch an anderer Stelle zu. So prüft das Unternehmen den Einsatz externer Piloten auf Langstreckenflügen unter der Marke Lufthansa. Die VC soll sich laut Lufthansa nicht zu Einsparungen bereiterklärt haben, was allerdings von der Gewerkschaft bestritten wird. (dpa)