Essen. Top-Manager der Dax-Konzerne haben im Durchschnitt 250 Mal höhere Pensionsansprüche als normale Mitarbeiter durch Betriebsrenten. Das ergab eine Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Die höchsten Pensionsansprüche haben die Autobosse Zetsche (Daimler) und Winterkorn (Volkswagen).

Die Spitzenmanager deutscher Großkonzerne verdienen nicht nur während ihrer aktiven Zeit Millionen. Auch die Ruhegelder fallen üppig aus. Nach einer Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung zahlten die 30 Dax-Konzerne ihren Ex-Vorstandsmitgliedern 2013 im Schnitt fast acht Millionen Euro. Hinzu kommen 3,1 Millionen Euro Rückstellungen für aktive Vorstände. Das entspricht im Schnitt 500 000 Euro pro Top-Manager und Jahr.

Nach Berechnungen der Hans-Böckler-Stiftung hat Hartmut Retzlaff durch seine 21-jährige Tätigkeit als Vorstandschef des Pharmakonzerns Stada mit 35,3 Millionen Euro die höchsten Altersansprüche erworben. Dicht dahinter folgen die Chefs von Daimler, Dieter Zetsche, mit 29,9 Millionen Euro und Volkswagen, Martin Winterkorn, mit 22,1 Millionen Euro. Johannes Teyssen, Vorstandschef des Düsseldorfer Energieriesen Eon, belegt mit 15,6 Millionen Euro den sechsten Platz.

Tiefe Kluft zu normalen Mitarbeitern

Studien-Autor Heinz Evers wirft die Frage auf, ob die weitgehend leistungs- und erfolgsunabhängigen Pensionszusagen noch in die Zeit passen. Er entdeckte bei seiner Untersuchung allerdings auch positive Entwicklungen: So würden mit neuen Vorstandsmitgliedern der Dax-Konzerne geringere Pensionsregelungen vereinbart als mit Altvorständen. „Der Aufwärtstrend der jüngeren Vergangenheit ist gebrochen“, so Evers. Ruhegelder seien in den Unternehmen immer häufiger Teil der Gesamtvergütung.

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Die Summen sind dennoch gewaltig. Laut der Studie haben alle 30 im Dax und 47 im MDax notierten Konzerne insgesamt 3,6 Milliarden Euro für die Renten ihrer ehemaligen Vorstände zurückgelegt. Hinzu kommen Rückstellungen für die aktiven Top-Manager von 1,2 Milliarden Euro.

Dickes Plus für Telekom-Chefs

Gewaltig bleibt auch die Kluft zwischen „denen da oben“ und „denen da unten“: Während für ein Vorstandsmitglied eines Dax-Konzerns im Schnitt Pensionsverpflichtungen von insgesamt 20 Millionen Euro entstehen, sind es für normale Mitarbeiter nur 80 000 Euro. Zumal viele Firmen ihre Betriebsrenten immer weiter zurückfahren.

Die Rückstellungen der Dax-Konzerne für ihre aktiven Vorstandsmitglieder erhöhten sich zwischen 2011 und 2013 laut Hans-Böckler-Stiftung im Schnitt um 20 Prozent. Bei der Deutschen Telekom betrug das Plus sogar 45, bei Eon 22, RWE und bei Thyssen-Krupp 29 Prozent.

Ein Grund sind niedrige Zinsen

Der Anstieg bei den Pensionen ist aber nicht unbedingt darauf zurückzuführen, dass sich die Vorstände einen größeren Schluck aus der Pulle gönnten. Beim Essener Technologie- und Stahlkonzern Thyssen-Krupp etwa heißt es, dass die Zunahme der Pensionsrückstellungen von 226 Millionen im Jahr 2011 auf 292 Millionen 2013 zum großen Teil mit dem Zinsverfall zu erklären sei.

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Lag die Verzinsung für langfristige Anlagen 2011 noch bei fünf Prozent, waren es zwei Jahre später nur noch rund 3,5 Prozent. Entsprechend höher fielen die Rückstellungen aus, die Thyssen-Krupp vornehmen musste, um die Ansprüche der Vorstände zu befriedigen.