Essen. . Gigaliner-Lkw mit einer Fahrzeuglänge von 25,25 Metern sind umstritten. Jetzt liegen Ergebnisse eines Großversuchs vor. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) spricht von einem Erfolg. Doch es gibt jede Menge Probleme – unter anderem Parkplatz-Not an Raststätten.

Das deutsche Straßennetz muss in Teilen mit hohen Kosten umgebaut werden, wenn in Zukunft Gigaliner-Lkw mit einer Fahrzeuglänge von 25,25 Metern zugelassen werden. Das ergibt sich aus einem Bericht der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt), die den in sieben Bundesländern laufenden Großversuch mit überlangen Transportern wissenschaftlich begleitet.

Mit dem Großversuch, an dem sich neben NRW auch Rheinland-Pfalz, das Saarland und große Teile Ostdeutschlands aus politischen Gründen nicht beteiligen, will die Bundesregierung eine Entscheidung über die Zulassung der Straßenriesen nach dem Jahr 2016 vorbereiten. Sie sagt dabei zu, dass bei einer Zulassung der Fahrzeuge das heute höchstzulässige Gesamtgewicht von 44 Tonnen nicht überschritten werden soll. Grund: Die Fahrbahnen würde das endgültig ramponieren. In Skandinavien, wo die Gigaliner jetzt schon fahren, dürfen sie bis zu 80 Tonnen wiegen.

CO2-Ausstoß könnte gemindert werden

Der 113 Seiten lange Zwischenreport kommt generell zum Ergebnis, dass zwei Fahrten der Lang-Lkw die Touren von drei konventionellen Lastzügen ersetzen. So könnten bis zu 25 Prozent Kraftstoff gespart und der klimaschädliche CO2-Ausstoß gemindert werden.

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Aber: Viele Lang-Lkw passen nicht in die für sie zu kurzen Nothaltebuchten in Tunneln. Das führe zu einem „hohen baulichen und finanziellen Aufwand“, schreibt die BASt. Der Tunnel-Umbau sei oft technisch gar nicht möglich. Die Fahrzeuge verschärfen auch die Parkplatz-Not an Autobahnraststätten, wo es für sie derzeit keine geeigneten Abstellmöglichkeiten gibt. Auch hier sei keine kostengünstige Lösung möglich, wenn nicht die für Schwertransporte vorgesehenen Flächen freigegeben würden. Außerdem wird die Verbreiterung von Fahrbahnen, Ausfahrten und Randstreifen zahlreicher Verteilerkreise nötig, um den langen Lkw das Abbiegen zu ermöglichen.

NRW-Verkehrsminister Michael Groschek lehnt Gigaliner generell ab

Etwas unklar bleibt die Unfallträchtigkeit. Bei dem Großversuch, der im Januar 2012 gestartet wurde und an dem derzeit 80 Fahrzeuge von insgesamt 39 Speditionen auf einem Streckennetz von 10 150 Kilometern teilnehmen, ist es laut Bericht bisher zu fünf Unfällen gekommen. In einem Fall wurde ein Pkw durch das beim Abbiegen ausladende Heck eines Gigaliners erwischt. Die Schuldfrage blieb offen.

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) spricht von einem „bisher erfolgreichen“ Feldversuch. Auch Spediteure drängen auf einen Einsatz, der den Logistik-Standort NRW stärken würde. Aber nicht nur das Land und sein Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) lehnen eine Teilnahme an dem Versuch und die Gigaliner generell ab. Auch die Bevölkerung tut das laut einer Forsa-Umfrage: 79 Prozent sagen Nein zu längeren Lkw. Sie befürchten Unfälle, Kosten beim Straßenumbau und eine verstärkte Verlagerung der Transporte von der Schiene auf die Straße.