Berlin.
Die Dispo-Zinsen sind nach Ansicht der Stiftung Warentest weiterhin stark überhöht. Obwohl sich die Banken bei der Europäischen Zentralbank nahezu kostenlos Geld ausleihen können, müssen ihre Kunden für die Überziehung des Girokontos im Durchschnitt 10,65 Prozent Zins bezahlen. „Ein fairer Zins müsste nach unserer Einschätzung deutlich unter zehn Prozent liegen“, sagt Stiftungs-Chef Hubertus Primus.
Es gibt auch eine positive Nachricht. Viele Kreditinstitute haben auf die anhaltende Kritik der Verbraucherschützer reagiert und die Dispozinsen gesenkt. Dennoch langen viele Institute immer noch kräftig zu. „Spitzenreiter mit bis zu 14,25 Dispozins sind dieses Jahr die Volksbank Westenholz in NRW und die Raiffeisenbank Weill und Umgebung in Bayern“, erläutert Primus. Dass es auch anders geht, zeigt die Deutsche Skatbank. Sie berechnet ihren Kunden nur 4,9 Prozent Zinsen bei einer Überziehung.
Das Geschäft mit Überziehungskrediten lohnt sich für die Branche. Ein Prozentpunkt mehr Zins bringt Banken und Sparkassen nach Berechnungen der Stiftung rund 380 Millionen Euro ein. So verwundert die zögerliche Absenkung des Niveaus wenig.
Auf die Einnahmen wollen viele Institute auch dann nicht verzichten. „Gerade Banken mit hohen Dispozinsen fahren bereits Ausweichmanöver“, berichtet Primus. Sie senken den Zinssatz, erhöhen aber zugleich die Gebühren für die Kontoführung.
Im aktuellen Test wurden über 1500 Institute angeschrieben. Nicht einmal jede dritte Bank antwortete auf die Anfrage. Im Internet fanden die Prüfer bei weiteren 550 Betrieben die gesuchten Angaben. Zu den restlichen gut 500 Banken schickte die Stiftung verdeckte Tester. Mitunter verweigerten die Angestellten am Tresen selbst bei einem Filialbesuch konkrete Angaben zu den Kosten des Dispos.