Essen. Die Verträge sind unterzeichnet: Das Konsortium aus sieben Ruhrgebiets-Stadtwerken übernimmt die Evonik-Tochter Steag komplett. Für die 49 Prozent des Energie-Unternehmens, die noch nicht in ihrem Besitz waren, zahlen die Städte einen Kaufpreis von 570 Millionen Euro.
Trotz Kritik aus der Politik hat ein Konsortium von sieben Ruhrgebiets-Stadtwerken auch die zweite Hälfte des Essener Energieversorgers Steag übernommen. Die entsprechenden Kaufverträge seien am Freitag unterzeichnet worden, teilten das Konsortium und der bisherige Eigentümer Evonik am Freitag mit. Die Beteiligung an der Steag habe sich als profitabel erwiesen, sagte der Dortmunder Stadtwerkechef Guntram Pehlke. 2013 verdiente das Unternehmen nach Steuern knapp 200 Millionen Euro.
Die Stadtwerke zahlen 570 Millionen Euro für 49 Prozent des Versorgers. 51 Prozent hatten die Stadtwerke bereits 2010/2011 für 650 Millionen Euro gekauft. Steag sieht sich mit rund 10 Gigawatt installierter Leistung und 6000 Mitarbeitern als fünftgrößten deutschen Stromproduzenten. "Nach der vollständigen Übernahme werden wir nun die Suche nach Partnern fortsetzen, mit denen wir die Beteiligung weiterentwickeln können."
Kritiker befürchten zu hohe Risiken
Käufer sind die Stadtwerke von Duisburg, Dortmund mit zwei Gesellschaften, Bochum, Essen, Oberhausen und Dinslaken. Kritiker in den Kommunen befürchten zu hohe Risiken: Der Versorger hat in Deutschland vor allem Steinkohlekraftwerke, die durch die Energiewende unter Druck stehen, und Anlagen im ferneren Ausland wie im türkischen Iskenderun nahe der syrischen Grenze, Kolumbien und den Philippinen. Kommunale Stadtwerke hätten in solchen Regionen nichts zu suchen, bemängeln die Kritiker.
Pehlke sagte dagegen, dass die bisherigen Ausschüttungen die Erwartungen der Stadtwerke übertroffen hätten. Künftig werde Steag vor allem in Erneuerbare Energien im In- und Ausland investieren und international am weltweit wachsenden Markt auch für konventionelle Energien teilhaben. Das Konsortium blicke optimistisch in die Zukunft, sagte Pehlke.
2010/2011 hatten sich die Stadtwerke beim Kauf der ersten Hälfte bereits verpflichtet, von 2014 an bis spätestens 2016 die übrigen Anteile zu übernehmen. Nun übten sie die Option wegen der niedrigen Zinsen für die dafür nötigen Kredite bereits relativ früh aus. "Mit jedem Jahr, das wir abgewartet hätten, wäre die Übernahme erheblich teurer geworden", sagte der Bochumer Stadtwerkechef Bernd Wilmert. (dpa)