Bochum. . Viele Wohnungen des Bochumer Wohnungskonzerns Deutsche Annington sind in die Jahre gekommen. Mieterschützer klagen über einen „Sanierungsstau“ und „die Verwahrlosung ganzer Immobilienbestände“. Der Konzern verspricht Investitionen – unter anderem zur Schimmelbeseitigung.
Niemand vermietet in Deutschland mehr Wohnungen als der Immobilienkonzern Deutsche Annington aus Bochum. Seit etwas mehr als einem Jahr ist das Unternehmen börsennotiert. Der britische Finanzinvestor Guy Hands, in dessen Händen sich die Annington lange Zeit befand, ist ausgestiegen und hat einen Großteil seiner Anteile zu Geld gemacht. Doch die Sorgen bei den Mieterverbänden sind geblieben. Sie befürchten, auch als börsennotiertes Unternehmen müsse die Annington ihre Aktionäre durch große Gewinne und hohe Dividenden zufriedenstellen, die letztlich auf Kosten der Mieter gehen.
„Es wird zu wenig investiert. Um die Rendite zu erhöhen, wird bei den Mietern gespart“, kritisiert Silke Gottschalk, NRW-Geschäftsführerin des Deutschen Mieterbunds. „Die Probleme sind vielfältig und reichen von falschen Nebenkostenabrechnungen und schlecht erreichbaren Ansprechpartnern bis zu Schimmel in den Wohnungen oder der Verwahrlosung ganzer Immobilienbestände“, berichtet Silke Gottschalk. Sie kommt zu dem Urteil: „Es gibt eindeutig einen Sanierungsstau bei der Deutschen Annington.“
Wie das Magazin „Stern“ berichtet, ging man Ende 2013 intern bei der Annington davon aus, dass es einen „Instandhaltungsstau“ in Höhe von 161 Millionen Euro deutschlandweit gebe. In einer Präsentation seien die heikelsten Gebiete verzeichnet gewesen. Aachen sei auf einer Karte rot hervorgehoben, ähnlich wie Dortmund, Wiesbaden und Nürnberg. Bundesweit zählt die Annington rund 185 000 eigene Wohnungen.
Schimmel in den Wohnungen ist ein großes Thema
Auf Anfrage teilte die Annington mit, allein im Jahr 2014 investiere das Unternehmen 170 Millionen Euro in die Instandhaltung der Wohnungsbestände. Das entspreche einem Betrag von rund 15 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche und liege damit „deutlich über dem Niveau privater Wettbewerber“.
Ein großes Thema bei der Annington ist Schimmel in Wohnungen des Unternehmens. Vorstandschef Rolf Buch erklärte unlängst, man habe in den vergangenen Monaten „viel Geld in die Schimmelbeseitigung investiert und Wohnungen umfassend saniert“. Eine konkrete Größenordnung nannte Buch allerdings nicht. Die Schimmel-Problematik beschäftigt die Konzernspitze schon seit einiger Zeit. Der „Stern“ berichtet, im November 2013 habe Annington-Vorstand Klaus Freiberg in einer Aktennotiz eingeräumt, es könne passieren, dass „Budgetrestriktionen“ die Erfüllung von „Vermieterpflichten beeinträchtigen“, etwa bei Schimmel oder Reparaturen.
Beim Mieterbund wächst die Ungeduld
Schon kurz nach seinem Amtsantritt Anfang April 2013 als Annington-Chef hatte Rolf Buch gesagt, es seien in der Vergangenheit „Fehler passiert“. Als Beispiel nannte er die Entscheidung, die Betreuung der Immobilien externen Firmen zu überlassen. Mittlerweile verfügt die Annington über eine Handwerker-Organisation mit rund 1800 Mitarbeitern. Unter Verweis auf interne Unterlagen berichtet der „Stern“ allerdings, dass es auch das Ziel gewesen sei, durch die neue Organisation die Einkaufskosten zu drücken. Zudem habe die Annington auf „Billigkräfte“ gesetzt.
Konzern-Chef Buch beteuert, er stehe für „einen Interessenausgleich“. Nur mit zufriedenen Kunden könne die Annington auch ein gutes Ergebnis für die Anteilseigner erwirtschaften. „Mit dem Börsengang haben wir anstelle eines einzelnen Investors viele Aktionäre gewonnen, die an einer langfristigen Investitionspolitik interessiert sind“, sagt er. Doch beim Mieterbund wächst die Ungeduld. „Den Worten der Unternehmensführung müssen auch Taten folgen“, fordert Silke Gottschalk. „Bis jetzt können wir zu wenige Verbesserungen erkennen.“