Essen. . Seinen persönlichen Einsatz zur Senkung der Druckkosten für die Kataloge von Quelle und Neckermann hatte Thomas Middelhoff mehrfach in seinem Untreue-Prozess am Landgericht Essen angeführt. Doch dem widersprach jetzt ein früherer Arcandor-Manager.

Ein Punktsieg für die Bochumer Staatsanwälte: Am Freitag widersprach vor dem Landgericht Essen der frühere Arcandor-Einkaufsleiter der Darstellung von Middelhoff, dieser habe sich persönlich um günstigere Druckkosten für die Kataloge von Quelle und Neckermann gekümmert. „Das war mein Ding“, betonte der 51-Jährige.

Middelhoff hatte sein angebliches Engagement bei den Druckkosten stets angeführt, um die Kosten der Festschrift zum 70. Geburtstag des ehemaligen Bertelsmann-Managers Mark Wössner in Höhe von 180.000 Euro zu erklären, die er Arcandor angelastet hatte. Wössner galt als Middelhoffs Mentor beim Gütersloher Medienunternehmen Bertelsmann.

Kein Vorteil für Arcandor

Laut Anklage ist in der Finanzierung der Festschrift kein Vorteil für Arcandor zu erkennen gewesen. Dass Middelhoff den Boden für einen günstigeren Druck vorbereitet hätte, wird durch den Einkaufsleiter nicht gestützt. Dass der Chef sich bei diesem Thema engagiert habe, sei „nichts, an das ich mich erinnern könnte“. Middelhoff kündigte an, das Gegenteil zu beweisen.

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Positiver für ihn lief die Aussage eines anderen Ex-Arcandor-Managers, der auch mal mit ihm im Charterflugzeug auf Firmenkosten flog. Das Flugzeug sei für Middelhoff „ein fliegendes Büro“ gewesen, er hätte sich für den Konzern „zerrissen“.

Middelhoff will die Aussage direkt anschließend verstärken und spricht den Selbstmord seines Bruders an. 2006 habe er mitten in einem Treffen mit Investoren telefonisch erfahren, dass sein seit vier Tagen vermisster Bruder sich umgebracht hätte. Middelhoff: „Sollte ich heulen? Ich ging wieder hinein. Ich habe es fürs Unternehmen gemacht.“