Es klingt nach einer Erfolgsgeschichte: Gegen den Trend und trotz einer im Vergleich zu anderen Bundesländern stark ausgeprägten Arbeiter- und Angestelltenkultur wagen immer mehr Menschen an Rhein und Ruhr den Sprung in die Selbstständigkeit. Das ist sicher auch das Ergebnis einer zielgerichteten Förderpolitik der Landesregierung, die mit landesweit 79 Beratungscentern vielen Existenzgründern auf die Beine geholfen hat.

Ein prosperierendes Gründerland ist Nordrhein-Westfalen damit aber noch lange nicht. Denn schaut man genauer hin, fällt die Bilanz eher zwiespältig aus. 80 Prozent der Existenzgründer im vergangenen Jahr begannen als Einzelunternehmer. Ob diese „Firmen“ jemals zusätzliche Jobs schaffen und damit nachhaltig den Arbeitsmarkt beleben, ist mehr als fraglich. Die meisten Gründer bleiben dauerhaft alleine.

Bedenklich ist, dass ausgerechnet das durch hohe Arbeitslosigkeit geprägte Ruhrgebiet der neuen Lust zum Unternehmertum nicht folgen will. Ohne das Revier läge NRW bei der Selbstständigenquote längst über dem Bundesschnitt. Ein Mentalitätswechsel sieht anders aus.