Duisburg/Essen. . Immer wieder müssen die großen Autohersteller Fehler einräumen. Die Rückrufaktionen häufen sich. “Ich gehe davon aus, dass es in Zukunft mehr Rückrufe geben wird – und sie werden größer ausfallen“, sagt der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen.

Defekte Airbags, gefährliche Zündschlösser, Probleme mit den Bremsen – große Rückrufaktionen der Autohersteller häufen sich. Nun ist es wieder soweit: Volkswagen und General Motors (GM) holen in Nordamerika mehrere hunderttausend Fahrzeuge zurück in die Werkstätten.

Beim VW-Modell Tiguan können Mängel an den Benzinpumpen den Motor direkt nach dem Start abwürgen, was Volkswagen zufolge eine potenzielle Unfallgefahr darstellt. Bei den nur in Nordamerika verkauften Routan-Minivans von VW droht sogar ein Kontrollverlust in voller Fahrt: Fehlerhafte Zündschlüssel könnten auf holprigen Wegen in die Aus-Position zurückspringen. Der Opel-Mutterkonzern General Motors kämpft seit Monaten mit ähnlichen Problemen. Inzwischen hat GM rund 29 Millionen Autos zurückgerufen – die größte Aktion dieser Art in der Geschichte der Branche.

"Wenn es knallt, dann knallt es heftiger"

Vor vier Jahren hatte der japanische Hersteller Toyota weltweit mehr als 8,5 Millionen Autos in die Werkstätten zurückgerufen – nach Berichten über klemmende Gaspedale und defekte Bremssysteme.

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„Ich gehe davon aus, dass es in Zukunft mehr Rückrufe geben wird – und sie werden größer ausfallen“, sagt der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen. „Wenn es knallt, dann knallt es heftiger.“ Der Trend sei eindeutig, denn die Hersteller setzen, um Kosten zu sparen, zunehmend auf Plattform- und Modellsysteme. Die Folge: Taucht bei einem Bauteil ein Fehler auf, sind häufig gleich mehrere Marken und Modelle eines Konzerns betroffen.

General Motors hat besonders große Probleme

Das Risiko für Rückrufe steige, analysierte unlängst auch das Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach. Zunehmend gleiche Bauteile, eine höhere technische Komplexität und schnellere Entwicklungszyklen werden als Gründe genannt.

Besonders massiv sind die Mängel bei General Motors. Durch defekte Zündschlösser kam es zu mehreren tödlichen Unfällen. „Wie es scheint, sind Sicherheitsgefährdungen billigend in Kauf genommen worden“, urteilt Ferdinand Dudenhöffer. Im Vergleich zu anderen Rückrufaktionen in der Branche handele es sich beim GM-Skandal um einen „Sonderfall“.

Doch das Phänomen Rückruf ist auch in Deutschland fast schon alltäglich. 180 Rückrufaktionen für Autos oder Fahrzeugteile zählte das zuständige Kraftfahrt-Bundesamt im vergangenen Jahr – elf Prozent mehr als 2012. Mehr als 770.000 Menschen bekamen die Aufforderung, ihr Auto in die Werkstatt zu bringen.

Problem bei japanischer Zulieferfirma löst Rückrufwelle aus

Die Rückrufe beschränken sich nicht auf wenige Hersteller, sondern betreffen die gesamte Branche. „Das ist eine globale Herausforderung für die Automobilindustrie“, sagt Dudenhöffer.

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Unlängst hatte BMW weltweit 1,6 Millionen Autos – davon etwa 450.000 in Deutschland – wegen Problemen mit dem Beifahrer-Airbag zurückgerufen. Betroffen waren Dreier-Modelle der Baujahre 1999 bis 2006. Die Airbags hatte der japanischen Zulieferer Takata geliefert. Neben BMW mussten auch die Hersteller Toyota, Nissan, Mazda und Honda reagieren.

Angesichts der zahlreichen Massenrückrufe gebe es mittlerweile einen Kulturwandel in der Branche, sagt Dudenhöffer. „Die gute Nachricht für die Autofahrer: Vertuschen, etwa wie bei den klemmenden Gaspedalen von Toyota vor einigen Jahren oder den defekten Zündschlössern bei GM, funktioniert nicht mehr.“