Von Zinsen und Dividenden führen die Banken ab 2015 automatisch auch Kirchensteuer ab. Den Kirchen steht das Geld zu, keine Frage, doch wer ohnehin mit dem Gedanken spielte auszutreten, nimmt womöglich den schlechtesten Grund dafür zum Anlass, es auch zu tun.
Die Kirchen werden es als ungerecht empfinden, wenn ihnen nun auch noch Mitglieder wegen der Zinssteuer weglaufen. Schließlich hätten sie schon immer von ihren Kapitalerträgen der Kirche etwas abgeben müssen. Dass es seit Steinbrücks Abgeltungssteuer aber zumeist aus Unwissenheit nur wenige getan haben, kann man tatsächlich nicht den Kirchen vorwerfen.
Dennoch haben sich die Kirchen auch diesen Schlamassel selbst eingebrockt. Ohne ihre massive Lobbyarbeit wäre die automatische Einbehaltung der Kirchensteuern durch die Banken niemals zustande gekommen. Wenn nun die Bistümer auf ihren Internetseiten beteuern, es handele sich um eine reine Vereinfachung des Verfahrens, ist das nur die halbe Wahrheit. Natürlich geht es den Kirchen darum, ihre Einnahmen zu erhöhen. Verwerflich ist das nicht, schließlich steht ihnen ein Anteil an den Kapitalerträgen zu. Durch das Prozedere droht aber der fatale Eindruck zu entstehen, der Einfluss der Kirche erstrecke sich nun auch noch auf die Banken. Das wird die Kirchen weitere Mitglieder kosten. Ob sich die ganze Aktion unterm Strich dann überhaupt noch rechnet, wird sich zeigen.