Düsseldorf. Das Geschäft der Versandhändler boomt - doch in Sachen Arbeitsschutz sieht es bei den meisten Paketdienstleistern in NRW schlecht aus. Bei Kontrollen der Landesregierung fielen 85 Prozent der kontrollierten Verteilzentren, Paket- und Kurierdienste negativ auf. Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD) nannte die Ergebnisse “erschreckend und alarmierend“.

Paketdienstleister in Nordrhein-Westfalen verstoßen gravierend gegen den Arbeitsschutz. Von überprüften 22 Verteilzentren aller großen Anbieter sowie 131 Paket- und Kurierdiensten hielten insgesamt 85 Prozent die entsprechenden Vorschriften nicht ein, wie das Düsseldorfer Arbeitsministerium am Montag mitteilte. Von 415 kontrollierten Fahrern verstießen 60 Prozent gegen Schutzvorschriften, vor allem in Bezug auf Lenk- und Ruhezeiten.

NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD) nannte das Ergebnis der Kontrollen "erschreckend und alarmierend". Es sei ein Beleg dafür, dass die Hauptauftragnehmer die Verantwortung für die Einhaltung des Arbeitsschutzes offenbar überwiegend ihren Subunternehmen überließen. Durch die Verstöße gefährdet sei neben der Gesundheit der Beschäftigten auch die Verkehrssicherheit.

Viele Fahrer halten Lenk-, Ruhe- und Arbeitszeiten nicht nach

So konnten bei mehr als 60 Prozent der kontrollierten Paketdienstleister deren Fahrer die Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes nicht nachweisen. Die Fahrer von 35 Prozent der überprüften Betriebe führten überhaupt keine Aufzeichnungen über Lenk-, Ruhe- und Arbeitszeiten. Missstände seien bei allen großen Anbietern der Branche gefunden worden.

Schneider forderte Nachbesserungen bei den Arbeitsschutz-Regelungen. Künftig müssten die großen Paketdienstleister Mitverantwortung für die Einhaltung der Vorschriften bei ihren Subunternehmern tragen. Einen entsprechenden Vorstoß werde NRW auf Bundesebene machen. Eine Verbesserung der Situation erwarte er zudem von der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns.

Den Hauptgrund für die zahlreichen Verstöße sieht Schneider im Wettbewerbsdruck der Paketbranche als Folge der zunehmenden Online-Bestellungen: "Die schöne neue Shoppingwelt darf die dunklen Seiten des Internethandels nicht ausblenden", mahnte er. (dpa)