Mountain View. Google macht seinem Ruf als Schwergewicht im Internet mal wieder alle Ehre. Denn wenn es ums Geldverdienen geht, macht dem Konzern keiner was vor. Vor allem die Suchmaschine bleibt eine Lizenz zum Gelddrucken. Überraschend verlässt derweil der prominente Topmanager Nikesh Arora das Unternehmen.
Google wird dank üppig sprudelnder Werbemilliarden immer reicher. Am Ende des zweiten Quartals hatte der Konzern 61,2 Milliarden Dollar (45,2 Mrd Euro) in der Kasse, etwa 2,5 Milliarden Dollar mehr als vor drei Monaten. Google macht den größten Teil seines Geldes mit Textanzeigen im Umfeld seiner Suchmaschine. Hinzu kommen unter anderem grafische Anzeigen auf Partner-Websites sowie Werbung auf dem Videoportal Youtube.
"Google hatte ein großartiges Quartal", erklärte Finanzchef Patrick Pichette am Firmensitz im kalifornischen Mountain View. Er zeigte sich auch für die Zukunft optimistisch gestimmt wegen eines "tollen Laufs bei den Produkten". Dank des Smartphone- und Tablet-Betriebssystems Android ist Google eine Macht in der mobilen Welt. Die Aktie stieg nachbörslich um rund ein Prozent.
Allerdings muss der Konzern künftig ohne Topmanager Nikesh Arora auskommen, der sich stark ums Tagesgeschäft kümmerte. Er verlässt den Konzern aus dem Silicon Valley nach annähernd zehn Jahren, um eine Führungsposition beim japanischem Kommunikationskoloss Softbank anzutreten. Arora war einer der prominenten Manager bei Google neben den Gründern Larry Page und Sergey Brin sowie dem langjährigen Chef und heutigen Vorsitzenden des Verwaltungsrats, Eric Schmidt.
Zwei Spitzenleute verließen kurz zuvor den Konzern
In den vergangenen Monaten hatten bereits zwei Spitzenleute die Google-Chefetage verlassen: Vic Gundotra, der unter anderem für Online-Netzwerke zuständig war, und YouTube-Chef Salar Kamangar.
Arora hinterlässt gute Geschäftszahlen: Im zweiten Quartal stieg der Umsatz um 22 Prozent auf 16,0 Milliarden Dollar. Die steigende Zahl der Anzeigen glich dabei fallende Preise pro Klick mehr als aus. Dagegen waren die Werbeeinnahmen des wesentlich kleineren Rivalen Yahoo zuletzt weiter geschrumpft; das Unternehmen wird seit zwei Jahren von der ehemaligen Google-Managerin Marissa Mayer geführt. Ein weiterer großer Spieler bei der Internetwerbung ist Facebook.
Gewinn steigt langsamer als der Umsatz
Wegen der hohen Ausgaben für neue Projekte stieg der Gewinn von Google allerdings langsamer als der Umsatz, und zwar um 6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf unterm Strich 3,4 Milliarden Dollar. Das Unternehmen dringt in immer neue Felder vor, darunter die Vernetzung von Autos, den Roboterbau oder die Verbreitung des Internets in entlegene Gebiete mit Hilfe von Drohnen und Satelliten. Viel Wirbel hatte auch die Datenbrille Google Glass ausgelöst.
Durch zahlreiche Zukäufe von Firmen und Neueinstellungen steigt die Zahl der Google-Mitarbeiter beständig. Ende Juni arbeiteten annähernd 52.100 Menschen bei dem Konzern, im Vergleich zu 49.800 Ende März. Rund 3500 Mitarbeiter waren zuletzt bei der Handytochter Motorola beschäftigt. Google verkauft den verlustreichen Zweig an den chinesischen Computerhersteller Lenovo weiter. Google hatte Motorola 2012 für 12,5 Milliarden Dollar übernommen. (dpa)