Essen. . Auf leisen Sohlen kommt der Güterzug zwischen Köln und Gremberg daher. Auf LL-Sohlen, um genau zu sein. Diese neuartigen Flüsterbremsen sollen das bekannte Quietschen von Güterzügen bald deutschlandweit vermindern. Bis 2020 soll die gesamte Flotte der DB damit ausgerüstet sein.

Die Bahn hat am Mittwoch zum ersten Mal einen vollständig mit leisen Bremsen ausgerüsteten Güterzug auf die Strecke geschickt. Er startete in Köln-Gremberg. Die Demonstrations-Reise führte über Oberhausen nach Rotterdam. Sein Geheimnis heißt LL-Sohle.

Es ist ein Versprechen. Bis 2020 soll die gesamte Flotte von DB Schenker, des Güterzweiges der Bahn, auf die neue Flüsterbremsen-Technik umgerüstet sein. „Das Thema Lärmschutz spielt eine zentrale Rolle bei DB Schenker“, sagt der Vorstandschef Alexander Hedderich. Hedderich steht unter politischem Druck. Die Große Koalition hat im Koalitionsvertrag angekündigt, den Bahnlärm bis 2020 halbiert zu haben.

Bahnlärm ist bei vielen Bürgerbeschwerden ein zentrales Thema. 16 Millionen Deutsche klagen über Rauschen, Rumpeln und Quietschen. Die Bundesregierung erkennt auf fast 4000 Kilometern Strecke den Bedarf zur Lärmsanierung. Über manche fahren mehrere Hundert Güterzüge — am Tag.

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Es gibt Brennpunkte. In NRW: Das Rheintal, das nördliche Ruhrgebiet, die Revier-Südflanke bei Bochum, mit dem Bau der Betuwe-Linie verstärkt der Niederrhein.

Nicht nur Schutzwände

Die Politik setzt nicht nur auf den Bau hoher Lärmschutzwände, die aus dem Staatsetat finanziert werden und von denen alleine im Ruhrgebiet in den nächsten drei Jahren 55 Kilometer neu errichtet werden sollen. Sie will die Güterwagen selbst leiser machen und fördert den Einbau der Flüsterbremsen mit rund 150 Millionen Euro. Die andere Hälfte der Kosten tragen die Bahnunternehmen. Technisch hat geholfen, dass die neuartige LL-Sohle 2013 europaweit zugelassen worden ist.

Doch können die Güterwagen-Betreiber die Erwartungen aus Berlin am Ende erfüllen? Hedderich hat für den Güterzweig des Staatsbetriebs Zeitpläne und Zahlen genannt. 2014 werden 5700 der 60.000 Einheiten starken Güterwagenflotte umgerüstet. Zusammen mit den schon vorhandenen leisen Waggons sind das am Jahresende 14.000 Fahrzeuge.

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Mehr noch: Die Bahn sichert zu, dass Kohletransporte dann zu 90 Prozent aus Waggons mit LL-Sohlen bestehen. DB Schenker hofft, dass der Staat diese Umrüstung zusätzlich bezahlt.

Droht Nachtfahrverbot?

Doch die 60.000 Waggons der Staatsbahn sind gerade ein Drittel der Güterwagen in Deutschland. Weitere 120.000 werden von privaten Firmen betrieben. Beiden Zweigen, Staats- wie Privatbahnen, droht die Regierung mit „ordnungsrechtlichen Maßnahmen“ wie Nachtfahrverboten, wenn nicht bis 2016 die Hälfte der Güterzüge auf leisen Bremsen fährt. Zweifel an der Zielsetzung sind da.

An den Brennpunkten gibt es weitere Reizthemen. Bürgerinitiativen und Feuerwehren entlang von Betuwe verlangen mehr Sicherheit bei denkbaren Unfällen. Die Bahn sagt: Wir tun genug. Die Kritiker: Minimallösungen reichen nicht. Im Beirat ist man darüber am Mittwoch im Gespräch gewesen.