Essen. Der angeschlagene Handels- und Touristikkonzern Arcandor steckt mitten in einer radikalen Sanierung und will sich dabei auch von Geschäftsteilen trennen. Das weckt Interesse beim Konkurrenten Otto-Versand. Die Übernahmekasse der Hamburger jedenfalls ist nach Verkäufen wieder gut gefüllt.
Der Versandhandelsanbieter Otto interessiert sich für Teile des angeschlagenen Handels- und Tourismuskonzerns Arcandor. Alle Konzepte, die E-Commerce-fähig sind und sich auf andere Länder übertragen lassen, seien grundsätzlich von Interesse, sagte Unternehmenschef Hans-Otto Schrader der «Wirtschaftswoche» mit Blick auf die Arcandor-Versandsparte Primondo mit dem Flagschiff Quelle und etlichen Spezialversendern. Sollten diese zum Verkauf gestellt werden, «könnte durchaus das eine oder andere Unternehmen dabei sein, das über diese Vorzüge verfügt».
Arcandor will sich langfristig unter anderem von seinen rund 1500 Quelle-Shops und 115 Technikcentern trennen. Das traditionsreiche Versandhaus will sich künftig verstärkt auf sein Internetgeschäft konzentrieren.
Schrader zufolge hat Otto nach dem Verkauf von Anteilen am französischen Kreditspezialisten Cofidis seine Nettofinanzverschuldung von 9,7 Milliarden Euro 2008 auf rund 2,8 Milliarden Euro abgebaut. Dies schaffe Raum für Expansion und Investments. Allerdings wirke sich der Cofidis-Verkauf auch negativ auf die Bilanz aus. Durch die Abgabe der unternehmerischen Führung bei Cofidis werde die Otto-Group-Bilanz 2008/09 bei allen Vorsteuer-Kennzahlen, also zum Beispiel dem Gewinn vor Steuern, leider starke Rückgänge ausweisen, sagte er.
Die weltweite Wirtschaftskrise hat Schrader zufolge bislang kaum Auswirkungen auf die Geschäfte des Konzerns auf dem deutschen Markt. «In Deutschland läuft es bisher erstaunlich gut», sagte er. Dank des sich in der Krise gut entwickelnden Online-Geschäfts «wachsen wir weiter leicht». (ddp/ap)