Frankfurt.

Seit 2010 steigen die Preise für Immobilien in Deutschland, vor allem in Großstädten. Ein Ende des Preisauftriebs ist nicht in Sicht. Denn Hypotheken sind historisch günstig, das dürfte sich so schnell auch nicht grundlegend ändern: Die Europäische Zentralbank (EZB) hat angekündigt, den Leitzins noch längere Zeit auf dem Rekordtief von 0,15 Prozent zu belassen. Zudem werden andere Anlageformen durch die Krisenpolitik der Währungshüter immer unattraktiver. Das befeuert den Run auf Immobilien zusätzlich.

Zwar sind die Häuserpreise in Deutschland zuletzt zumindest in Ballungszentren sehr dynamisch gestiegen. Doch noch sehen Experten Deutschland nicht vor einer Immobilienblase, bei der die Preise eine Zeit lang viel zu kräftig steigen, bevor sie plötzlich einbrechen. Solche Blasen gelten als ein Auslöser der jüngsten Krisen in den USA und in europäischen Ländern wie Spanien oder Irland. Bisher sei noch keine Spirale aus Preiserhöhungen, steigender Verschuldung und Lockerung der Kreditbedingungen festzustellen, erklärt der Ausschuss für Finanzstabilität in seinem ersten Jahresbericht.

Gleichwohl räumen die Experten von Finanzministerium, Bundesbank und Finanzaufsicht Bafin ein: „Großzügige finanzielle Rahmenbedingungen können generell den Nährboden für den Aufbau von Finanzstabilitätsrisiken am Wohnimmobilienmarkt bilden.“

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) blickt angesichts von Mini-Zinsen und hohen Preisen jedenfalls zunehmend besorgt auf den Immobilienmarkt. Es gebe Anzeichen für Preisentwicklungen, „die gefährlich sind“, sagt Schäuble. „Auf die Dauer ist das Maß an Liquidität zu groß und das Zinsniveau zu niedrig.“ Er nehme die Warnungen der Bundesbank sehr ernst. Die Notenbanker schreiben im jüngsten Monatsbericht: „Die gegenwärtige Situation auf den Immobilienmärkten ist durch eine hohe, weiter steigende Nachfrage nach Wohnraum gekennzeichnet, die sich auf nachhaltig verbesserte Aussichten für Beschäftigung und Einkommen und die damit einhergehende hohe Zuwanderung gründet und durch die äußerst günstigen Finanzierungsbedingungen zusätzlich gestützt wird.“ Auch wenn inzwischen mehr Neubauten entstünden, könne die steigende Nachfrage in Ballungszentren nicht befriedigt werden. Folge: Die Preise ziehen weiter kräftig an.

Schon im Februar hatte die Bundesbank Häuser und Wohnungen in gefragten Regionen als viel zu teuer bezeichnet. Auch die Stabilitätswächter schreiben: „In den betrachteten 125 Städten könnte gemessen an den längerfristigen demografischen und ökonomischen Einflussfaktoren eine Überbewertung von zehn bis 20 Prozent vorliegen; in den Großstädten ist sogar von durchschnittlich 25 Prozent auszugehen.“