Paris/Essen.

Im Übernahmepoker um den französischen Alstom-Konzern legten Siemens und Mitsubishi am Montag ein Teilangebot vor. Danach will der Münchener Technologieriese allein die Gasturbinen-Sparte von Alstom übernehmen und dafür 3,9 Milliarden Euro in bar auf den Tisch legen. Die Partner von Mitsubishi Heavy Industries (MHI) planen darüber hinaus, eine Minderheitsbeteiligung von zehn Prozent an Alstom zu erwerben. Die Japaner wollen dafür 3,1 Milliarden Euro zahlen.

Kaeser: „Attraktive Konstellation“

Dieses Angebot stellten Siemens-Chef Joe Kaeser und MHI-Chef Shunichi Miyanaga am Montag dem Alstom-Verwaltungsrat vor. Für Dienstagvormittag ist ein Treffen mit Frankreichs Präsident François Hollande und Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg geplant. Die deutsch-japanische Allianz hofft auf Unterstützung durch die französische Regierung. Durch die Teilübernahme von Alstom blieben die Industriestandorte in Frankreich erhalten, weil das zu erwerbende Gasturbinengeschäft in der Schweiz angesiedelt ist.

„Das Angebot ist eine attraktive Konstellation, die es sich lohnt zu prüfen. Das wird der Verwaltungsrat von Alstom auch sicher im Sinne aller Aktionäre tun“, erklärte Siemens-Chef Joe Kaeser.

In einer Erklärung heißt es, dass Siemens beabsichtige, in Frankreich und Deutschland eine Arbeitsplatzgarantie auf drei Jahre nach Abschluss der Transaktion für die übertragenen Geschäfte zu bieten. Siemens plane außerdem, die europäische Zentrale für das Gasservicegeschäft in Frankreich anzusiedeln. Die französische Zeitung „Le Figaro“ hatte zuvor von einem weiteren Köder berichtet, den Siemens/Mitsubishi auslegen wollten: Danach will die deutsch-japanische Allianz anbieten, 1000 neue Arbeitsplätze zu schaffen. Die neuen Stellen sollten innerhalb von drei Jahren entstehen, schreibt das Blatt in seiner Online-Ausgabe unter Berufung auf Industriekreise. Die Unternehmen würden damit ähnliche Arbeitsplatzzusagen machen wie Alstom-Bieterkonkurrent General Electric. Der US-Rivale will 12,35 Milliarden Euro zahlen, um die gesamte Alstom-­Energietechniksparte zu erhalten.

Nach Medienberichten sieht die Offerte von Siemens und MHI vor, dass sich Mitsubishi an Alstom beteiligt. Im gleichen Umfang von zehn Prozent könnte der französische Staat Anteile erwerben. Bisher ist der französische Konzern Bouygues Alstom-Großaktionär.

Unterstützung aus Paris erwartet

Mit dem Angebot schielt Siemens allein auf das Gasturbinen-Geschäft, das sie erwerben wollen. MHI dagegen hat ein Auge auf die Dampfturbinen geworfen. Siemens ist auf beiden Geschäftsfeldern aktiv: Der Konzern entwickelt Gasturbinen in Mülheim und baut sie im Werk Berlin. Das weltweite Siemens-Kompetenzzentrum mit Entwicklung, Produktion und Servicegeschäft für Dampfturbinen ist in Mülheim angesiedelt.

Siemens-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme hatte den Charakter eines möglichen Alstom-Angebotes betont: „Basis unseres Projekts ist eine Allianz – nicht einfach eine Übernahme gegen cash“, hatte Cromme der Zeitung „Les Echos“ gesagt. Er habe den Eindruck, dass die französische Politik sich davon angesprochen fühle.