Frankfurt. Umweltschützer setzen auf die ökologische Ader des Deutsche-Bank-Managers: Am Wochenende bestätigte die Bank einen Teil-Rückzug aus der Nahrungsmittelspekulation. Produkte, die Preisspitzen bei Nahrungsmitteln fördern, will die Bank nicht mehr anbieten.

. Wird der Kulturwandel bei der Deutschen Bank allmählich sichtbarer? Am vergangenen Donnerstag auf der Hauptversammlung hatten Umweltschützer die Bank-Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen energisch aufgefordert, die Finanzierung von umstrittenen, offenbar klima- und umweltschädlichen Kohle-Projekten in Australien und Indien einzustellen und Geschäfte mit Nahrungsmittelspekulationen zu beenden. Die Deutsche Bank trete „nachhaltig“ auf der Stelle, hieß es.

Doch dann hat sich das Institut zumindest ein Stück bewegt. Eine Finanzierung des weltweit größten Kohlehafens Abbot Point unweit des Welt-Kulturerbes Great Barrier Reef im Osten Australiens werde es nicht geben, sagte Fitschen vor rund 4500 Aktionären. Und am Wochenende bestätigte die Bank einen Teil-Rückzug aus der Nahrungsmittelspekulation. Produkte, die Preisspitzen bei Nahrungsmitteln fördern, will die Bank nicht mehr anbieten.

Die Verbraucherorganisation Foodwatch begrüßt dies als ersten Schritt. „Wir freuen uns über die Entscheidung der Deutschen Bank“, sagt Heffa Schücking, Geschäftsführerin der Umweltorganisation Urgewald, fast ein wenig überrascht mit Blick auf den Hafen in Australien. Dort will die Unesco das Barrier Reef auf die Liste der „gefährdeten Welterbe“ setzen, sollte das Projekt umgesetzt werden. Was dem Image der Deutschen Bank nicht förderlich wäre.

Schücking hatte vor den Aktionären Anshu Jain geschickt auf einen gemeinsamen Freund hingewiesen: Den renommierten indischen Umwelt-Aktivisten Bittu Sahgal. Der hatte Jain im Dezember interviewt: zu dessen Leidenschaft als Tier-Fotograf und Naturliebhaber. Titel: „Ein Welt-Banker mit einer Vision für einen grünen Planeten und einer Leidenschaft für Wildtiere.“ Fast jedes Jahr bereist Jain mit Familie Natur- und Wildreservate in Afrika und Indien, übernachtet in einfachen Hütten, legt sich auf die Lauer, um Fotos von Tigern, Löwen, Wasserbüffeln oder Elefanten zu schießen. Anerkannt brillante Fotos, die in Umweltmagazinen veröffentlicht werden. Die Namen der renommiertesten Reservate nennt Jain ohne Zögern. Im Gespräch mit Sahgal wirbt der Manager für mehr Schutzgebiete und räumt ein, dass „der Mensch der Hauptgrund für die Klimaerwärmung ist. Wir haben keine Wahl. Das Thema muss angegangen werden.“ Mittlerweile würden immer mehr Konzerne erkennen, dass nachhaltige Geschäfte und Produkte eine entscheidende Grundlage für langfristige Profitabilität seien. „Wir brauchen grünes Wachstum“, sagt Jain.

Ob solche Bekenntnisse den ersten Schwenk ausgelöst haben? Die Skepsis bei Schücking bleibt. Immer noch gibt die Bank Milliarden für Kohleprojekte aus. Auch in Jains Heimat Indien. Dort begleitete das Institut 2010 den ersten Börsengang von Coal India. Dadurch, so Schücking, habe der Konzern 590 Millionen Euro eingenommen. Die Deutsche Bank erwäge weitere Hilfen für den Konzern.

Die Kohleminen des Unternehmens bedrohten natürliche Wälder, würden oft ohne Umweltgenehmigung betrieben, sodass die Behörden bereits mehr als 40 geschlossen hätten. Die Deutsche Bank laviere zwischen dem erklärten Anspruch, nachhaltig zu agieren und der Wirklichkeit, jedes Geschäft mitnehmen zu wollen. „Anshu Jains Naturliebe“, so Schücking, „scheint sich nicht in der Geschäftspolitik der Deutschen Bank niederzuschlagen.“ Noch nicht?