Berlin. .

Im Gerangel um den französischen Alstom-Konzern bekommt Siemens Schützenhilfe aus Paris. Frankreichs Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg lehnt das Angebot des Siemens-Rivalen General Electric (GE) für Alstom klar ab. „Die GE-Offerte ist kein Angebot einer Allianz, sondern einer Übernahme – ein Angebot, das zur dauerhaften Schwächung der verbleibenden Alstom-Transportsparte führen würde“, sagte der Minister der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

Der deutsche Elektrokonzern und GE liefern sich derzeit ein Übernahmegefecht um den französischen Hersteller von Kraftwerkstechnik und Hochgeschwindigkeitszügen. Dessen Verwaltungsrat hatte den Alstom-Aktionären eine bindende Offerte von GE, die allerdings nur auf die Energiesparte bezogen war, empfohlen und das Angebot der Amerikaner damit vorgezogen. Entschieden ist das Rennen aber noch nicht.

Siemens will die Bücher von Alstom prüfen, bevor ein Angebot vorgelegt wird. Konzernchef Joe Kaeser hatte aber am Vortag bereits „ernsthaftes“ Interesse geäußert. Sonst hätte der Vorstand seine Zeit nicht für den Einstieg in das mögliche Wettbieten mit GE investiert, erklärte Kaeser bei der Vorstellung der neuen Konzernstrategie in Berlin.

Montebourg jedenfalls rechnet damit, dass Siemens eine Offerte vorlegen wird. Der deutsche Konzern „hat ein Angebot ja schon erstellt, das aber noch durch die Ergebnisse der Detailprüfung während dieses Monats vervollständigt werden muss. Ich habe es gelesen, nicht ganz, aber teilweise“, sagte der Minister der Zeitung. „Mehr kann ich nicht sagen, denn das Angebot ist für den Aufsichtsrat bestimmt.“

Mitten in dem Übernahmepoker hat Kaeser bei Siemens auch den größten Konzernumbau seit Jahren eingeläutet. Die Sektoren-Struktur wird aufgelöst, die Zahl der Divisionen reduziert und die Medizintechnik verselbstständigt. Damit sollen auch die Kosten des Elektrokonzerns mit seinen mehr als 360 000 Beschäftigten bis zum Herbst 2016 um eine Milliarde Euro gedrückt werden. Nach dpa-Informationen könnten durch den Umbau zwischen 5000 und 10 000 Arbeitsplätze bedroht sein.

Die anstehenden Verhandlungen mit Arbeitnehmervertretern über die Neuordnung dürften sich derweil längere Zeit hinziehen. „Es ist völlig offen, wie lange das dauern wird“, hieß es am Donnerstag in Arbeitnehmerkreisen. Auch welche Standorte in welchem Ausmaß betroffen sein werden, müssten die Gespräche erst zeigen. Das liege an der Komplexität des Themas. Derzeit laufe eine Informationsphase zum Umbau, hieß es.

Nach Darstellung von Montebourg sehen alle großen Alstom-Auftraggeber eine Schwächung der Alstom-Transportsparte, wenn GE der Einstieg bei den Franzosen gelänge. Auch die französische Bahn SNCF hätte dies bestätigt.