Essen. .
Demonstranten vor der Essener Grugahalle wie bei der Hauptversammlung des Energieversorgers RWE vor zwei Wochen suchte man gestern vergeblich: Beim Branchenprimus ging es ruhiger zu, wenngleich die Aktionäre im Saal heftige Kritik übten.
Die beiden Wettbewerber leiden gleichermaßen unter der Energiewende. Allerdings musste RWE-Chef Peter Terium seinen Anteilseignern einen Verlust von fast drei Milliarden Euro erklären. Eon-Boss Johannes Teyssen konnte gestern immerhin noch einen Nettogewinn von 2,1 Milliarden Euro vorweisen, auch wenn der gegenüber dem Vorjahr um 14 Prozent abgesackt ist. Beide Energieriesen halbieren die Dividende für ihre Aktionäre. Das sorgt zusätzlich für Unmut.
„Eon geht durch eine schwierige Phase“, sagte Teyssen. In der Stromerzeugung in Europa sei die Situation nach wie vor kritisch. „Besserung ist nicht in Sicht.“ Für 2014 sei kein Umbruch zu erwarten, für 2015 will der Eon-Chef keine Prognose abgeben. Dabei stellten Aktionäre bohrende Fragen.
„Die Bezüge des Vorstandes sind um weniger als 25 Prozent gefallen, unsere Dividende dagegen um fast 40 Prozent“, so ein Anteilseigner. Das sei ein „Höhepunkt an Abkassiererei für schlechte Leistung“.
Sauer stößt den Aktionären Eons Engagement im Ausland auf. Allein in Russland hat der Versorger seit 2007 rund sechs Milliarden Euro investiert. Der schwache Rubel sorgte dafür, dass im vergangenen Jahr das Ergebnis des russischen Stromgeschäfts in Euro um sechs Prozent schrumpfte. Teyssen verteidigte es trotz der Ukraine-Krise: „Wir arbeiten weiterhin gut mit unseren russischen Partnern zusammen.“
Der Eon-Chef hat auch neue Märkte wie Brasilien und die Türkei erschlossen. Auch dort machen dem Konzern unter anderem die schwachen Landeswährungen zu schaffen. „Wir wünschen uns von Eon mehr Bodenhaftung, weniger internationale Experimente und eine verlässliche Dividendenpolitik“, sagte Portfoliomanager Ingo Speich.