London/Moskau. .

Wegen der massiven Kapitalflucht aus Russland hat die Rating-Agentur S&P den Daumen gesenkt. Die Bonitätswächter bewerteten die Fähigkeit des Landes, sich in ausländischen Währungen zu verschulden, schlechter als bisher. Die Note „BBB-“ liegt nur noch eine Stufe über Ramsch-Niveau für sehr spekulative Investments. Damit wird es für das Schwellenland schwieriger und teurer, sich bei ausländischen Gläubigern Geld zu leihen.

Die Notenbank in Moskau entschied sich unterdessen überraschend dazu, den Leitzins zu erhöhen. Hintergrund ist die Schwäche der Landeswährung Rubel. Sie hat im Sog der Ukraine-Krise deutlich an Wert verloren. Der Schlüsselzins steigt um einen halben Punkt auf 7,5 Prozent. Mit der geldpolitischen Straffung soll es gelingen, die Inflationsrate bis Ende des Jahres auf sechs Prozent zu drücken. Es gebe keine Pläne, die Zinsen in den kommenden Monaten wieder zu senken, betonte die Zentralbank. Der Rubel legte zum Dollar nach dem Beschluss zu.

S&P begründete die erste Herabstufung Russlands seit Ende 2008 mit den massiven Geldabflüssen, nachdem das Land die Halbinsel Krim eingegliedert und Truppen an der Grenze zur Ukraine zusammengezogen hat. Weitere Herabstufungen seien möglich, falls es zu härteren Sanktionen des Westens komme, betonte S&P.

Laut Weltbank sind allein in den ersten drei Monaten des Jahres per saldo 63,7 Milliarden Dollar aus Russland abgezogen worden. Diese Summe ist so hoch wie die gesamten Abflüsse des vorigen Jahres. S&P hält es für möglich, dass sich die Kapitalflucht noch beschleunigt.

Der Kreml reagierte demonstrativ gelassen auf die Herabstufung. Das verringerte Rating sei von Investoren erwartet worden und würde nichts an deren Einstellung ändern, sagte Wirtschaftsminister Alexej Uljukajew in Moskau. Er bezeichnete den Schritt von S&P als „zum Teil politisch motiviert“.