Düsseldorf/Bad Hersfeld. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi macht weiter Druck auf den Online-Versandhändler Amazon. Am Donnerstag, unmittelbar vor Ostern, legten erneut Beschäftigte im Leipziger und in den beiden hessischen Verteilzentren in Bad Hersfeld die Arbeit nieder. Etwa 900 Mitarbeiter nehmen an dem Streik teil.
Im seit einem Jahr andauernden Streit um einen Tarifvertrag und höhere Löhne beim Versandhändler Amazon haben Mitarbeiter erneut ihre Arbeit niedergelegt. Mitten im Ostergeschäft rief die Gewerkschaft Verdi Beschäftigte in den Verteilzentren Bad Hersfeld und Leipzig am Donnerstag zu einem ganztägigen Streik auf. Der Konzern verweigere nach wie vor jedes Gespräch über einen Tarifvertrag.
"Das Unternehmen geht darauf überhaupt nicht ein", sagte Christian Krähling, Vertrauensmann bei Amazon und Mitglied der Tarifkommission, zu Reuters im hessischen Bad Hersfeld. An ein Streikende sei auch deswegen noch lange nicht zu denken. Die Proteste würden sogar ausgeweitet, auf ruhigere Zeiten könne die Geschäftsleitung nicht hoffen. "Wir sind da und wir werden weiterhin streiken", sagte Krähling.
Gewerkschaft kündigt langen Atem an
"Es werden weitere, größere Streiks folgen", kündigte er an. "Wir werden weiter versuchen, das Geschäft bei Amazon durcheinander zu bringen", sagte auch Verdi-Verhandlungsführer Jörg Lauenroth-Mago in Leipzig. Die Gewerkschaft habe dabei einen langen Atem: "Manchmal braucht es Jahre, um sich durchzusetzen."
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Amazon zufolge bekommen die Kunden die Proteste nicht zu spüren. "Dem heutigen Streikaufruf ist nur eine Minderheit der Amazon-Mitarbeiter gefolgt", erklärte eine Sprecherin. "Es gibt keinerlei Auswirkungen auf den Versand. Unsere Kunden können sich darauf verlassen, dass ihre Osterpräsente pünktlich ankommen."
Streiks im Weihnachtsgeschäft beeindruckten Amazon nicht
Der Streit dauert nun schon seit Ostern 2013 an. Bislang lehnt Amazon die Forderungen ab, auch von Streiks im umsatzträchtigen Weihnachtsgeschäft hat sich der Konzern unbeeindruckt gezeigt: Das Geschäft sei kaum beeinträchtigt worden, hatte der Versandhändler damals betont. Die Gewerkschaft fordert von dem US-Unternehmen höhere Löhne und tarifliche Regelungen, wie sie im Einzel- und Versandhandel üblich sind. Amazon nimmt indes die Logistikbranche als Maßstab, in der weniger gezahlt wird.
Gesprächsbereitschaft signalisierte die Amazon-Sprecherin nicht. Amazons Logistikzentren seien Lager, die Mitarbeiter dort Logistiker, nicht Einzelhändler. "Amazon zahlt seinen Mitarbeitern Löhne, die sich am oberen Ende dessen orientieren, was in der Logistikbranche üblich ist."
Auch Zalando steht in der Kritik
In Bad Hersfeld versammelten sich laut Verdi bis zum Vormittag gut 300 Beschäftigte vor den Toren des Verteilzentrums. "Wir rechnen damit, dass sich im Laufe des Tages über 500 Kolleginnen und Kollegen am Streik beteiligen werden", sagte Streikleiterin Mechthild Middeke. In Leipzig rechnete die Gewerkschaft mit gut 400 Teilnehmern. Vor den Toren des Leipziger Standorts bemalten Lauenroth-Mago zufolge Streikende Ostereier - "die Fastenzeit ist zu Ende", lautete dabei einer der Slogans. Insgesamt arbeiten laut Amazon in den neun deutschen Logistikstandorten rund 9000 fest angestellte Mitarbeiter.
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Auch Konkurrent Zalando steht bei Verdi in der Kritik, die Arbeitsbedingungen seien dort noch schwieriger als bei Amazon, sagte Lauenroth-Mago. "Unsere Hoffnung ist, dass sich die Beschäftigten bei Zalando ebenfalls wehren", betonte er. Allerdings gebe es bei Zalando eine hohe Rate befristet Beschäftigter. Das Unternehmen erklärte, sein Ziel sei es, "ein guter und verantwortungsvoller Arbeitgeber zu sein".