Duisburg.. Nach dem Verkauf des Pharmagroßhändlers Celesio verfügt Haniel wieder über eine gutgefüllte Kasse. Rund 1,3 Milliarden Euro will das Duisburger Familienunternehmen ausgeben. Nun sucht Firmenchef Stephan Gemkow nach attraktiven Übernahmekandidaten im Mittelstand, aber abseits der Börse.
Es soll wohl eine Ausnahme bleiben, dass die rund 650 Anteilseigner aus der 1200-köpfigen Haniel-Familie für 2012 erstmals in der über 250-jährigen Unternehmensgeschichte auf eine Dividende verzichten mussten. Für 2013 soll es nun wieder eine Ausschüttung von 30 Millionen Euro geben.
Das ist nicht die einzige gute Nachricht, die Stephan Gemkow an diesem sonnigen Frühlingsmorgen in Duisburg-Ruhrort zu verkünden hat. Bevor der Haniel-Vorstandschef das Wort in der Bilanzpressekonferenz ergreift, zeigt er den neuen Unternehmensfilm, der vor Optimismus nur so sprüht. Und dann kann der ehemalige Lufthansa-Manager seinen Satz sagen, auf den er seit seinem Amtsantritt im August 2012 hingearbeitet hat: „Haniel ist wieder da.“
Größtes Standbein ist die Metro
Nach einem Milliardenverlust für 2012, der zum größten Teil auf hohe Abschreibungen auf die Beteiligung am Handelskonzern Metro zurückzuführen war, kehrte Haniel im vergangenen Jahr wieder in die Gewinnzone zurück und verdiente 267 Millionen Euro, obwohl der Umsatz konjunkturbedingt um zwölf Prozent auf 3,58 Milliarden Euro zurückgegangen war.
Größtes Standbein des Konzerns ist derzeit seine gut 30-prozentige Metro-Beteiligung, an der Gemkow nach eigenen Worten festhalten will. Von Metro-Chef Olaf Koch fordert er dafür aber auch Ergebnisse: „Bei Metro erwarten wir Wachstum und Margenverbesserungen, die sich in steigenden Aktienkursen spiegeln sollen.“
40 Euro, sagte Gemkow, seien ein „fairer Wert“ für die Anteilsscheine. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg: Am Montag kosteten die Papiere 29,46 Euro. Neben dem Handelsriesen gehören zu Haniel zu 100 Prozent der Rohstoff-Recycler ELG, der Waschraumhygiene-Spezialist CWS-boco und zu 50,28 Prozent der Büroausstatter Takkt.
Im Februar 2014 verkauften die Duisburger ihren 50-Prozent-Anteil am Pharma-Großhändler Celesio. Der Deal, der sich in der Bilanz 2013 noch nicht niederschlug, spülte zwei Milliarden Euro in die Haniel-Kasse.
1,3 Milliarden für neue Beteiligungen
Die Veräußerung der bisherigen Ertragsperle wirkt für den Familienkonzern finanziell wie ein Befreiungsschlag. Nachdem Vorstandschef Gemkow zum Ende 2013 mit dem internen Entschuldungsprogramm „Smoothie“ die Nettofinanzschulden bereits von 2,2 auf 1,6 Milliarden Euro gedrückt hatte, ist Haniel nach dem Celesio-Verkauf seine Schulden komplett los und hat sogar 300 Millionen Euro auf der hohen Kante.
1,3 Milliarden Euro will Gemkow nun aufwenden, um in „aussichtsreiche Geschäftsmodelle zu investieren“. Er plant bis zu sechs Unternehmenszukäufe, die jeweils 150 bis 600 Millionen Euro teuer sein können. Im Fokus hat er dabei „gesunde Mittelständler“, ausgeschlossen seien Start-up- und börsennotierte Unternehmen.
Haniel will bei der Suche nach Übernahme-Kandidaten erstmals auch über den Tellerrand der Handelsbranche hinaus schauen. Aufgrund der niedrigen Zinsen sieht Gemkow allerdings keinen Handlungsdruck.