Neckarsulm.

Bespitzelung von Mitarbeitern, Leistungsdruck, Kontrolle und Willkür – fast zehn Jahre ist es her, dass die Gewerkschaft Verdi die Lage bei der Handelskette Lidl anprangerte. „In der Vergangenheit hatte Lidl als Arbeitgeber keinen guten Ruf“, heißt es heute bei Verdi. Doch nun buhlen die Lebensmitteldiscounter mehr und mehr um gutes Personal.

Denn die Anforderungen steigen. Das Sortiment wächst seit Jahren. Lidl, Aldi & Co. bewegen sich immer mehr in Richtung Supermarkt. Das bleibt nicht ohne Folgen. Bei Lidl ist die Anzahl der Mitarbeiter je Filiale in den vergangenen zehn Jahren von elf auf 17 gestiegen. Die Verkaufsflächen waren 2013 um elf Prozent größer als 2003. Bei Aldi sieht es ähnlich aus. Die Verantwortung steigt. Lidl will deshalb genau diese Position aufwerten: Die 3300 Filialleiter in Deutschland bekommen Schulungen, sollen besser bezahlt werden und einen Dienstwagen erhalten. Die Rede ist von der größten Weiterbildungsmaßnahme in der Unternehmensgeschichte. Sie soll den neuen Filialleitern auch weitere Aufstiegschancen bieten.

„Der Arbeitsmarkt wird enger“, sagte Lidl-Deutschlandchef Matthias Raimund kürzlich bei der Vorstellung der Qualifizierungsmaßnahmen. Geeignete Führungskräfte würden rarer. „Es ist nicht einfacher, gute Filialleiter zu finden“, sagt Personalchef Thomas Augst. Bei den Konkurrenten Aldi Nord und Süd versucht man das Problem anders zu lösen. Führungsnachwuchs werde aus den eigenen Reihen rekrutiert, heißt es übereinstimmend. Aldi Süd etwa fördere seine Filialleiter bereits seit Jahren mit Fortbildungen, so eine Sprecherin.