Frankfurt am Main.. Lufthansa beziffert ihren Verlust durch den dreitägigen Pilotenstreik auf bis zu 75 Millionen Euro – und beklagt einen noch größeren Imageverlust. Konzern will Flugkapitänen aber kein neues Angebot vorlegen.

Die Lufthansa macht der Pilotenvereinigung Cockpit (VC) wegen des am Freitagabend beendeten dreitägigen Ausstandes heftige Vorwürfe. „Die Folgen dieses Streiks sind verheerend, die Verhältnismäßigkeit ist höchst fraglich“, sagte Kay Kratky, Vorstandsmitglied der Passagiersparte der Lufthansa, am Freitag.

Die Auswirkungen gingen weit über die Lufthansa hinaus. „Der Ausstand erweckt bei Passagieren den Eindruck, dass Reisen mit deutschen Airlines nicht mehr zuverlässig ist. Das schädigt den Standort Deutschland insgesamt.“ Der wirtschaftliche Schaden von rund 3800 ausgefallenen Flügen, was mehr als 425 000 Passagiere betroffen habe, werde bis zu 75 Millionen Euro betragen. Einen neuen Termin für Verhandlungen mit VC gebe es nicht, aber er sei zuversichtlich, dass dies zeitnah geschehe.

Cockpit stehe jederzeit für neue Verhandlungen zur Verfügung, sagte Gewerkschaftssprecher Jörg Handwerg. Der Streik habe ein sehr deutliches Signal gesetzt. Man sei der Lufthansa bereits entgegen gekommen. Jetzt trage das Unternehmen die Verantwortung, „dass der Konflikt nicht weiter eskaliert“. Kratky zufolge wird die Lufthansa aber kein neues Angebot machen. Erst wenn in neuen Verhandlungen alle Möglichkeiten ausgeschöpft seien, sei die Einschaltung eines Schlichters eine Option. Nur auf diesem Weg konnte vor vier Jahren der letzte, ebenfalls von einem Streik begleitete Konflikt mit den Piloten gelöst werden.

VC hat zugesagt, bis zum Ende der Osterferien und damit bis Anfang Mai nicht wieder zu streiken.

Der scheidende Lufthansa-Chef Christoph Franz forderte, die Streikmöglichkeiten kleiner Gewerkschaften zu beschneiden. Die Hürden für einen Arbeitskampf dieser Gruppen sollten höher gelegt werden.

Ab Samstag fast Normalbetrieb

Hauptstreitpunkt ist die Übergangsversorgung für Piloten, die bislang ab 55 ausscheiden und dafür bis zu 60 Prozent ihres Jahresgehaltes beziehen können. Lufthansa hat den Tarifvertrag dafür gekündigt, aber den beschäftigten Piloten Bestandsschutz zugesagt. Für neu eingestellte Kollegen soll es aber Veränderungen geben.

Die Piloten pochen darauf, dass die Übergangsversorgung beibehalten wird. Lufthansa gewährt Piloten, die ab 55 weiterarbeiten, zusätzlich zu den ohnehin üblichen sechs Wochen vier weitere Wochen, ab 58 fünf und ab 60 Jahren sechs Wochen bezahlten Zusatz-Urlaub. Weniger weit auseinander sind beide Seiten bei den Gehaltstarifverhandlungen. VC fordert einen Aufschlag von zehn Prozent, die Lufthansa bietet 5,2 Prozent und einmalig 2000 Euro. Aktuell liegen die Bruttogehälter der 5400 Piloten von Lufthansa und Germanwings zwischen 73 000 und gut 260 000 Euro. Jedes Jahr erhalten sie automatisch im Schnitt eine Gehaltserhöhung von drei Prozent.

Schon am Freitagnachmittag vor Ende des bis Mitternacht dauernden Streiks hat die Lufthansa begonnen, ihren Flugplan wieder zu normalisieren. Nach Angaben von Lufthansa-Chefpilot Werner Knorr hoben erste Jets in Asien und Nordamerika ab, um am frühen Samstagmorgen in Frankfurt und München zu landen, damit sie wieder in die geplanten Umläufe eingereiht werden können. Schon an diesem Samstag plant die Lufthansa mit 1800 Flügen wieder fast die Normalisierung ihres Flugverkehrs.

An normalen Tagen befördern Lufthansa und Tochter Germanwings auf rund 2200 Flügen etwa 215 000 Passagiere. Während des Streiks konnten beide nur etwa 500 Flüge durchführen.