San Francisco. .

Facebook schlägt wieder zu: Nur fünf Wochen nach der 19 Milliarden Dollar teuren Übernahme von Whats-App kauft das weltgrößte Internet-Netzwerk das Start-Up Oculus für zwei Milliarden Dollar. Das erst vor zwei Jahren gegründete Unternehmen stellt Datenbrillen her, mit denen Nutzer bei Computerspielen in eine virtuelle Welt eintauchen können. Technische Modeartikel wie Computer-Uhren oder Datenbrillen könnten Experten zufolge nach Smartphones und Tablet-PCs der nächste große Trend in der Technologiebranche werden. Google ist in dem Segment seit Langem aktiv.

In der hart umkämpften Tech-Branche gebe es alle zehn bis 15 Jahre eine Umwälzung mit ganz neuen Produkten, sagte Facebook-Gründer Mark Zuckerberg nach Bekanntgabe des Deals. „Wir gehen eine langfristige Wette ein, dass eine umfassende, virtuelle und erweiterte Realität ein Teil des Alltags der Menschen wird.“ Die Oculus-Brille zu tragen, sei eine ganz neue Erfahrung in seinem Leben gewesen, ergänzte der 29-jährige Milliardär, der mit Facebook die weltweite Kommunikation verändert hat. „Stellt euch vor, ein Spiel in der ersten Reihe zu genießen, rund um den Globus in einem Klassenraum mit Lehrern und Schülern zu lernen oder einen Doktor direkt zu konsultieren – nur indem man die Brille zu Hause aufsetzt.“

Computer-Armbänder im Trend

Mit der Übernahme will Zuckerberg frühzeitig auf einen neuen Trend aufspringen – den der sogenannten „Wearables“, neben Brillen und Uhren auch computergestützte Armbänder oder Kopfhörer. Hier sind oft kleine Unternehmen mit neuen Ideen führend. In der Vergangenheit war Zuckerberg vorgeworfen worden, den Trend zu Smartphones und Tablets nicht rechtzeitig erkannt zu haben. Mittlerweile macht Facebook aber viel Geld mit Werbung auf solchen mobilen Geräten, was die Aktie in den vergangenen sechs Monaten um ein Viertel hoch getrieben hat.

Was Facebook genau mit Oculus vorhat, ist noch nicht bekannt. Zuckerberg sagte, das von Palmer Luckey gegründete Start-up werde weiterhin unabhängig operieren können. Facebook wolle auch keine Hardware-Firma wie Apple oder Samsung werden. Es sei geplant, die Übernahme im zweiten Quartal abzuschließen. 400 Millionen Dollar des Kaufpreises werden in bar fällig, der Rest in Facebook-Aktien. Oculus hat mit seinen über 100 Mitarbeitern bislang kein serienreifes Produkt auf den Markt gebracht. Das Unternehmen hat jedoch mehr als 40 000 Entwickler-Versionen seiner Rift genannten Computerbrille verkauft und mit der Technologie großes Interesse der Fachpresse auf sich gezogen.

Kleine Bildschirme in der Brille

Die Datenbrille gaukelt dem Benutzer über zwei kleine, getrennte Bildschirme eine 3D-Umgebung vor, die sich entsprechend der Kopfbewegungen verändert. Während das Gerät mit dem Aussehen einer überdimensionierten Skibrille vor allem für Spiele verwendet werden dürfte, hofft das Unternehmen auch in anderen Bereichen auf den Durchbruch der virtuell geschaffenen Welt. Denkbar wäre dies in der Filmindustrie, dem Bildungswesen oder der Architektur.

Google hatte eine Kooperation mit dem Ray-Ban-Brillenhersteller Luxottica angekündigt. Damit soll die eigene Computerbrille attraktiver werden. Sie soll 2015 auf den Markt kommen. Über eine drahtlose Verbindung mit Smartphones kann die Brille Videos aufnehmen oder E-Mails und andere Inhalte aus dem Internet darstellen.