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Mitten in der Krim-Krise setzen russische Energieriesen Signale. Der staatliche Gasversorger Gazprom will große Teile der deutschen Energieinfrastruktur übernehmen, und der eng mit dem russischen Staatskonzern Rosneft verflochtene Oligarch Michail Fridman setzt zum Kauf des deutschen Öl- und Gasproduzenten RWE Dea an. Bereits jetzt ist Deutschland von russischen Gaslieferungen abhängig. Rund 30 Prozent kommen aus dem Osten.
Der erste Paukenschlag kam von Gazprom. Der russische Staatskonzern will den Kauf von Gasspeichern in Deutschland durchsetzen. Bereits vor einigen Monaten hatten die BASF-Tochter Wintershall und der Staatskonzern sich auf einen umfassenden Anteilstausch geeinigt: Gazprom bekommt die deutschen Speicher und Handelskapazitäten der BASF-Tochter, im Gegenzug gesteht Gazprom dem Chemiekonzern Anteile an sibirischen Gasfeldern zu. Zudem teilen sich Gazprom und Wintershall die deutsche Pipeline-Struktur „Gascade“. 2300 Kilometer Leitungen quer durch die Republik.
Es ist ein strategisches Geschäft. Mit den Gasspeichern gelangen Sicherungspuffer unter Kontrolle des russischen Staates, die für Ersatz sorgen könnten, falls die Importe aus Sibirien aufgrund von Sanktionen ausbleiben würden. Nach Auskunft des Bundeswirtschaftsministeriums liegen jedoch keine Bedenken gegen die Freigabe des Geschäftes vor.
Eine Alternative zum russischen Gas wäre die Ausbeutung von Gasfeldern in der Nordsee oder in Deutschland selbst mithilfe des umstrittenen Frackings. Die einzige große deutsche Firma, die das neben Wintershall kann, ist das Explorationsunternehmen RWE Dea. Die Firma fördert Gas in Niedersachsen und betreibt gemeinsam mit Wintershall die Ölplattform Mittelplate im Wattenmeer. Daneben unterhält RWE Dea Gasplattformen in der Nordsee und verfügt über das Know-How zum Fracking. Weitere Felder des Unternehmens liegen in Norwegen und Ägypten.
Bis jetzt gehört Dea zum Essener Energiekonzern RWE. Doch das wird nicht mehr lange so sein. Für 5,1 Milliarden Euro soll Dea an ein Luxemburger Tochterunternehmen des russischen Oligarchen Fridman verkauft werden.
Fridman ist kein Unbekannter. Der zweitreichste russische Oligarch hat beste Verbindungen in den Kreml und zum russischen Staatsunternehmen Rosneft. Als der britische Rohstoffriese BP vor rund drei Jahren aus seiner russischen Beteiligung TKN-BP gedrängt wurde, war Fridman dabei. Zunächst hielten BP und Fridman jeweils 50 Prozent an dem russischen Ölkonzern mit einem Jahresumsatz von rund 43 Milliarden Euro. Dann setzten Schikanen durch russische Behörden ein. Mitarbeiter wurden der Industriespionage beschuldigt, ihre Büros von Staatssicherheit und Steuerfahndung durchsucht. Zwischendurch war der BP-Manager und TKN-BP-Chef Robert Dudley sogar gezwungen, das Land zu verlassen.
Am Ende verkaufte BP seinen Anteil gemeinsam mit Fridman an Rosneft. Der Erlös des Oligarchen lag bei etwa 20 Milliarden Euro.