Brüssel. .

„Die Ansätze sind derartig unterschiedlich – ich bin gar nicht sicher, ob TTIP wirklich zustande kommt“, unkte Martin Häusling, Agrar-Experte der Grünen im Europa-Parlament über das geplante Freihandelsabkommen mit den USA, im vergangenen Herbst. Gemeint waren die grundverschiedenen Vorstellungen etwa zur Lebensmittel-Sicherheit, zum Einsatz der Gentechnik auf dem Acker oder zum Verbraucherschutz: Nach amerikanischer Auffassung sollte erlaubt sein, was nicht nachgewiesenermaßen schädlich ist. Die Europäer verlangen hingegen vorab den Nachweis der Unbedenklichkeit.

Neuer Schwung durch Obama-Besuch

Fünf Monate und zwei Verhandlungsrunden später scheint sich Häuslings Skepsis zu bewahrheiten: 540 Euro soll nach den Schätzungen der Planer jeder Haushalt in der EU dank TTIP pro Jahr zusätzlich in der Kasse haben. Doch davon redet derzeit kaum jemand. Die öffentliche Debatte, besonders in Deutschland, wird von bedrohlichen Szenarien beherrscht, in denen Hormonfleisch, Chlor-Hühnchen und Milliarden-Klagen von Konzernen eine Hauptrolle spielen. Hinzu kommt der Ärger über den Geheimdienst-Skandal: Dass der große Bruder jenseits des Atlantiks per Selbstbedienung die Daten europäischer Bürger einsammelt, hat die Popularität der Freihandelsidee nicht befördert.

Nach Einschätzung deutscher Diplomaten sind die gegenwärtigen Schwierigkeiten in erster Linie ein verschärfter Kampf um die öffentliche Meinung. Dabei hätten die Anti-TTIP-Fundamentalisten gegenwärtig Oberwasser. Die Sachprobleme lägen aber im Rahmen dessen, was bei solchen Verhandlungen zu erwarten sei. Neuen Schwung soll der Besuch von US-Präsident Barack Obama bringen, der Ende Monats zum Gipfel mit der EU in Brüssel erwartet wird.