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Die Debatte über Entschädigungen für ehemalige DDR-Zwangsarbeiter wurde neu angefacht, als der Historiker Tobias Wunschik sein Buch „Knastware für den Klassenfeind“ vorstellte.
Sein Chef, der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn, fordert eine neue Auseinandersetzung mit diesem Kapitel der DDR-Vergangenheit. „Ich würde es begrüßen, wenn westliche und vor allem bundesdeutsche Unternehmen, die in der DDR produzieren ließen, für Transparenz sorgen würden“, sagt er. Doch danach sieht es nicht aus. Wunschik von der Stasiakten-Behörde sagte dieser Zeitung, dass gerade einmal „ein gutes Dutzend“ Unternehmen, die im Verdacht stehen, von Zwangsarbeit profitiert zu haben, einen Antrag auf Akteneinsicht gestellt haben.
So passt es ins Bild, dass Aldi Süd und Aldi Nord im Januar erklärten, auf Einsicht der Stasi-Akten zu verzichten. „Aufgrund der bereits lange abgelaufenen gesetzlichen Aufbewahrungsfrist für Unterlagen“ lägen zudem keine Zahlen und Dokumente aus der Zeit mehr vor, als der Discounter Strümpfe aus dem DDR-Kombinat Esda Thalheim bezog. Der volkseigene Betrieb ließ auch im Frauenknast Hoheneck produzieren.
Die Liste westlicher Unternehmen, die von der billigen Arbeitskraft der DDR-Zwangsarbeiter profitierten, ist lang. Nach Recherchen des Historikers Wunschik arbeiteten 1975 fast 40.000 Gefangene für den Westen. Aldi, Hertie und Woolworth bezogen jährlich rund neun Millionen Strumpfhosen, die 150 Zwangsarbeiterinnen im Gefängnis nähten. Es kamen aber auch jährlich 120.000 Werkzeugkästen in den Westen, die in DDR-Zuchthäusern montiert wurden, Möbel für Ikea, Fernseher, Motorräder und Farbfilme für Neckermann, Küchenherde für Quelle und Kerzen für Schlecker.
Der Osten Deutschlands exportierte aber auch Schreibmaschinen, Elektromotoren, Gussteile in den Westen und sogar Erntemaschinen nach Frankreich.