Leverkusen.
Bayer steigt mit dem Kauf einer Firma aus dem Reich der Mitte in das lukrative Geschäft mit traditioneller chinesischer Medizin ein. Der Leverkusener Pharma- und Chemiekonzern plane, den Hersteller Dihon Pharmaceutical Group zu übernehmen, teilte Bayer gestern mit. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt. Die Analysten von MM Warburg gehen von rund 500 Millionen Euro aus. Dihon erzielte im vergangenen Jahr mit rund 2400 Beschäftigten einen Umsatz von 123 Millionen Euro.
Arzneien des Unternehmens werden außer in China auch in Nigeria, Vietnam, Myanmar und Kambodscha vertrieben. Bayer zählt mit Präparaten wie Aspirin, Alka-Seltzer und dem Magenmittel Rennie zu den weltgrößten Herstellern von frei verkäuflichen Medikamenten und Gesundheitspräparaten.
Zu den Mitteln der 1997 gegründeten Firma aus Yunnan zählen Medikamente auf pflanzlicher Basis, die zur traditionellen chinesischen Medizin zählen. Dazu kommen rezeptfreie Präparate gegen Schuppen und andere Kopfhautprobleme und Cremes zur Behandlung von Hautpilz. Dihon gehört laut Bayer in China zu den führenden Unternehmen im Geschäft mit rezeptfreien Arzneien und Gesundheitspräparaten.
In China machen Arzneien der traditionellen Medizin laut Bayer rund die Hälfte des Marktes mit rezeptfreien Arzneien aus. 2012 wurden in China mit frei verkäuflichen Präparaten insgesamt 12,1 Milliarden Euro umgesetzt. „Innerhalb des chinesischen Gesundheitsmarkts wächst die traditionelle Medizin am stärksten“, sagte Lilian Montero vom Bankhaus Julius Bär. Das sei ein starker Teil der chinesischen Kultur.
Kartellamt muss noch zustimmen
Weniger wahrscheinlich sei aber, das diese Produkte den Weg zum Westen finden. Ganz neu ist dieses Feld für Bayer nicht: Der Konzern hatte erst im vergangenen Jahr die Pharmafirma Steigerwald übernommen, die sich auf Präparate auf rein pflanzlicher Basis spezialisiert hat.
Bayer will den Zukauf von Dihon im zweiten Halbjahr unter Dach und Fach bringen. Die Kartellbehörden müssen noch zustimmen. Der Ausbau des Geschäfts mit frei verkäuflichen Arzneien und Gesundheitsmitteln zählt zu den erklärten Zielen von Bayer-Chef Marijn Dekkers.