Essen. . In der RAG-Stiftung knirscht es: Die Aufseher verlangen Aufklärung. Es geht zunächst um die Konto-Affäre ihres Finanzchefs Helmut Linssen, der als Schatzmeister der CDU im Bund und in Kleve zurückgetreten ist. Unterschwellig aber auch um das Verhalten des Kuratoriumschefs Jürgen Großmann, der Linssen stützte.

Gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht. Die Binsenweisheit holt nun den früheren RWE-Chef und derzeitigen Vorsitzenden des Kuratoriums der RAG-Stiftung mit Macht ein. Jürgen Großmann hatte sich – wie berichtet – in einem Brief an alle Kuratoriumsmitglieder zum Fall der Bahama-Konto-Affäre hinter den Stiftungs-Finanzchef Helmut Linssen gestellt – und mit dem Nachsatz „Ich gehe davon aus, dass ich damit auch in Ihrem Sinne gehandelt habe“ erheblichen Unmut bei Kuratoren ausgelöst, insbesondere bei den SPD- und IGBCE-Mitgliedern, aber auch bei dem Grünen-Vertreter Lukas Beckmann.

Der hat nun schriftlich bei Großmann Klärungsbedarf angemeldet. „Ihre Schlussfolgerung halte ich . . . für übereilt“, heißt es in dem Schreiben. Es sei „erklärungsbedürftig“, wie es angeht, dass Linssen als Schatzmeister der Bundes-CDU und im Kreis Kleve zurücktritt, der Posten als Finanzchef der milliardenschweren Stiftung aber unberührt bleiben soll.

Sondersitzung wird erwartet

Die vorauseilende Entlastung Linssens namens der Kuratoren hat auch andere Mitglieder des Aufsichtsgremiums erzürnt. Der Vorgang ist keine Kleinigkeit, schließlich hat Großmann dabei auch politische Schwergewichte wie den Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), die Ministerpräsidentinnen von NRW und des Saarlands, Hannelore Kraft (SPD) und Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), sowie den Chef der IGBCE, Michael Vassiliadis, gekapert. Kurzum: Die Post aus der Hamburger Elbchaussee, dem Sitz von Großmanns Konzern Georgsmarienhütte, wurde als Meinungspiraterie aufgefasst.

Unmut im Kuratorium der RAG-Stiftung

Und da das nicht der erste Fall ist, mit dem der zuweilen barock auftretende Großmann die Stiftungsaufseher aufgebracht hat, ist ordentlich Dampf im Kessel. Der Druck auf Großmann nimmt zu, sodass er vermutlich gar nicht umhin kommt, zügig eine Sondersitzung des Kuratoriums einzuberufen. Diese Erwartung wird jedenfalls von einigen Kuratoren geäußert.

Auch interessant

Und dabei geht es zunächst natürlich um Linssens Karibik-Eskapade; unterschwellig geht es aber auch um den Posten des Kuratoriumsvorsitzenden. Der hat sich bereits in der Vergangenheit allerhand Unmut von Mitgliedern des politisch besetzten Aufsichtsgremiums zugezogen. So hatte sich Großmann nach seiner ersten Sitzung entschuldigt für eine chaotische Sitzungsführung. Hinzu kommt, dass ein Alphatier wie Stiftungschef Werner Müller und einer wie Großmann schon strukturell Reibungspunkte haben. Großmann hatte den gewagten Versuch unternommen, als Kuratoriumschef einen Aufsichtsratssitz bei Evonik zu erlangen. Evonik gehört mehrheitlich der RAG-Stiftung. Sie hat die Aufgabe, ein Milliardenvermögen anzusammeln, um Bergbaulasten zu bezahlen. Dem Aufsichtsrat steht Müller vor.

Die Stiftung trägt künftig Rot

Für Großmann ist die Lage brenzlig, auch weil die Zeit gegen ihn spielt. Denn laut Satzung der Stiftung wird das Kuratorium ab 2015 um einen auf 14 Sitze aufgestockt. Der Bund verliert einen Abgesandten, NRW und das Saarland bekommen einen hinzu. Damit haben nach der politischen Arithmetik SPD und die Gewerkschaft IGBCE künftig eine maßgebliche Zwei-Drittel-Mehrheit. Aus diesem Lager kommt der größte Widerstand gegen den Zwei-Meter-Mann. Hinzu kommt, dass Großmann Kandidat der früheren schwarz-gelben Bundesregierung war. Und nun ist bekanntlich die SPD der Koalitionspartner.