Essen. Auch mehr als drei Jahre nach dem Einstieg von Karstadt-Eigentümer Nicolas Berggruen ist die Warenhauskette weiter in Schwierigkeiten. Man habe die “richtige Formel“ noch nicht gefunden, räumt Berggruen jetzt ein.
"Die Häuser, die wir saniert haben, funktionieren nicht besser als die Häuser, die wir nicht saniert haben", sagte Berggruen der "Süddeutschen Zeitung". "Wir haben viel am Sortiment geändert und an der Werbung. Aber wir haben noch nicht die richtige Formel gefunden", räumte Berggruen ein.
Kurz vor Beginn der Tarifgespräche bei Karstadt warb der Eigentümer auch um Unterstützung bei den Gewerkschaften. "Eigentlich müssten wir bei Karstadt sagen: Der Feind sitzt nicht drinnen, sondern da draußen - die Konkurrenz, das Internet", sagte Berggruen der Zeitung. Stattdessen gebe es interne Konflikte. "Mitten im Turnaround hilft das nicht." Damit der Warenhauskonzern eine Chance habe zu überleben, müssten alle im Unternehmen mithelfen.
Karstadt hatte im Frühjahr vergangenen Jahres eine sogenannte "Tarifpause" angekündigt und damit für Unmut gesorgt. In dem noch laufenden Tarifstreit will die Gewerkschaft neben einer Rückkehr von Karstadt in die Tarifbindung auch eine Beschäftigungs- und Standortsicherung durchsetzen. Die Gespräche sollen am Mittwoch und Donnerstag in Hannover fortgesetzt werden.
In den bevorstehenden Verhandlungen werde die Gewerkschaft Verdi an ihren Forderungen festhalten, sagte eine Sprecherin am Montag der dpa. Aus Sicht der Gewerkschaft habe der Umbau der Filialen zu lange gedauert, so die Verdi-Sprecherin. Es sei zu spät investiert worden.
Berggruen hatte den insolventen Karstadt-Konzern im Juni 2010 für einen Euro übernommen. Im Herbst 2013 hatte er dann 75 Prozent der Anteile an den Premium- und Sport-Warenhäusern an den österreichischen Immobilienunternehmer Rene Benko und dessen Unternehmen Signa verkauft. Nur die dritte Sparte des Unternehmens mit den 83 klassischen Karstadt-Warenhäusern gehört Berggruen noch allein. Ob er Benko diese noch verkaufen wolle, ließ er offen. Auf die entsprechende Frage sagte er der "SZ": "Wesentlich ist doch: Karstadt muss den Turnaround schaffen." Die Konstellation sei am Ende nicht wichtig.
Unterdessen schreitet die Aufspaltung der Warenhauskette voran. Die einzelnen Sparten der Premium-, Sport- und Warenhäuser sollen nach dem Willen der Besitzer jetzt auch getrennte Betriebsräte erhalten. Die drei Karstadt-Sparten waren bereits 2011 rechtlich getrennt worden.