Berlin. Moderne Informations- und Kommunikationstechnologie haben sich laut einer aktuellen Studie zu wichtigen Wachstumstreibern entwickelt.
Die Digitalisierung habe 2012 an der Wertschöpfung in Deutschland einen Anteil von 144,9 Milliarden Euro beigetragen, teilte der Bitkom am Mittwoch mit. "Das sind fast sechs Prozent der gesamten bundesdeutschen Wertschöpfung in diesem Jahr", sagte Dieter Kempf, Präsident des Branchenverbands.
Vielleicht sei die Digitalisierung zu beginn der PC-Ära einmal ein Jobkiller gewesen, heute schaffe sie Arbeitsplätze, sagte Kempf. 1,46 Millionen Menschen sind demnach 2012 zusätzlich beschäftigt gewesen. "Das sind 4 Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland." Wieviele Arbeitsplätze durch Rationalisierung parallel entfallen sind, habe die Studie nicht erfasst, betont der Bitkom allerdings. Die Ergebnisse zeigten aber, dass die positiven Effekte überwogen.
Die Studie wurde im Auftrag des Bitkom und mit Unterstützung von der Deutschen Telekom, IBM und Huawei vom Forschungsinstitut Prognos erstellt. Analysiert wurde die Nutzung digitaler Technologien und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen sowie die Veränderungen der Arbeitswelt im Zeitraum zwischen 1998 und 2012.
Vor allem das besonders personalintensive Dienstleistungsgewerbe hat demnach überproportional von der Digitalisierung profitiert. Hier habe es 2012 insgesamt 976 000 Arbeitsplätze mehr durch Digitalisierung gegeben. Aber auch in der Industrie habe sie sich zum Jobmotor entwickelt. "Am stärksten profitieren hier der Maschinenbau mit 28 000 und die Automobilindustrie mit 24 000 Arbeitsplätzen", sagte Kempf.
Die Digitalisierung hat die Arbeitswelt in vielen Bereichen vollständig verändert. Konferenzen könnten heute bequem aus dem Büro oder von zu Hause aus erledigt werden, sagte Kempf. "Wir arbeiten im Home Office, unsere Daten sind in der Cloud, die Arbeitswelt ist flexibler geworden und erlaubt mehr Rücksicht auf private Bedürfnisse wie Familie und Kinder." Es gebe aber auch das Bild von den digitalen Nomaden und Selbstausbeutern, die rund um die Uhr erreichbar seien.
"Arbeit und Freizeit zu trennen, ist zunehmend schwieriger geworden" sagte Kempf. "Dafür müssen wir heute neue Kulturtechniken ausbilden." Von der Politik fordert der Verband, zum Beispiel auf dezentrale Unternehmensstandorte in der Wirtschafts- und Infrastrukturpolitik Rücksicht zu nehmen. Auch das Arbeitsrecht müsse an virtuelle Organisationen angepasst werden. Schließlich sei auch die Kita, die eine Betreuung nur in Kernzeiten anbietet, zum Auslaufmodell geworden.