Menden/Davos. . Es ist, jeweils zu Jahresbeginn, die große Bühne fürs Schaulaufen der Reichen und Mächtigen aus aller Welt – und derer, die sich diesem Kreise zurechnen: Das Weltwirtschaftsforum in der winterlichen Dorf-Kulisse von Davos.
Aber es gibt eben auch die Gespräche, die hinter den Kulissen, abseits der Kameras und Mikrofone, stattfinden. Diese „persönlichen Begegnungen“ stellt Ulrich Bettermann, Unternehmer aus Menden und Mitbegründer der Veranstaltung, in den Vordergrund. „Viele Erfolge haben in Davos begonnen“, sagt er. Und hoffte gestern, dass auch eine Annäherung zwischen Irans neuem Präsidenten Rohani und Israels Staatsführung um Premier Benjamin Netanjahu und Präsident Shimon Peres am Ende doch noch stattfinde.
Rohani setzte in Davos den Kurs der Annäherung – manche Beobachter sprechen auch von einer Charmeoffensive – gegenüber dem Westen fort, schloss allerdings einen Anerkennung und einen Frieden mit Israel, wenn auch diplomatisch geschickt verpackt, aus. Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten: Israels Führung warnt die Welt; hält das diplomatische Tauwetter aus Teheran für eine Täuschung. Die Kluft zwischen den beiden verfeindeten Staaten scheint größer und tiefer als manches Tal zwischen den Graubündner Bergen rund um Davos.
Benachteiligungen beenden
„Der Iran möchte Frieden mit dem Westen schließen“, urteilt Bettermann und leitet daraus ab: Die deutsche Wirtschaft solle nicht mehr benachteiligt werden, wenn es um die Verbindungen zum und Investitionen im Iran geht.
„Früher war das Treffen nicht so politisch, sondern mehr auf wirtschaftliche Themen ausgerichtet“, blickte Bettermann gestern im Gespräch mit unserer Zeitung zurück. Die Begegnungen zwischen Managern und Wirtschaftsführern – das ist, was für Bettermann als Unternehmer in Davos zählt. Es sei ein „Netzwerktreffen“. „Viele Kollegen aus aller Welt kommen, um sich zu treffen – und weites Hin- und Herreisen zu sparen“, berichtet der Mendener. Egal, ob Vorstand eines Großkonzern oder Chef eines mittelständischen Unternehmens mit globaler Verflechtung: In persönlichen Begegnungen lasse sich „über Probleme sprechen“ und auf „kurzen Wegen“ Lösungen finden. Der Elektrofabrikant selbst nutzte die Gelegenheit, um mit dem indischen Wirtschaftsminister Anand Sharma zu sprechen – und ihn zur Eröffnung des neuen Bettermann-Werks in Indien einzuladen. „Der Wirtschaftsminister hat zugesagt“, berichtete Bettermann.
Indirekte Schelte
Was den Mendener und seine Philosophie des Forums als Wirtschaftstreffen stört, sind „die Trittbrettfahrer“ – und damit meint er diejenigen, die sich allein im Glanz der Mächtigen und Reichen sonnen wollen. Deshalb gibt es auch indirekt Schelte für den neuen Geschäftsführer des Weltwirtschaftsforums, Ex-Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP), den eine großes Boulevard-Blatt gestern in Feierlaune an der Seite des umstrittenen Finanzunternehmers und Partygängers Carsten Maschmeyer und dessen Partnerin, Schauspielerin Veronica Ferres, zeigt: „An Röslers Stelle hätte ich mich so nicht ablichten lassen!“