Düsseldorf.
. Der in Schieflage geratene Windkraftbetreiber Prokon hat sich bei seinen Anlegern deutlich weniger Kapital sichern können als angepeilt. Ob damit das Unternehmen in die Insolvenz schlittert, wie Geschäftsführer Carsten Rodbertus angekündigt hatte, ist aber noch offen. Statt 95 Prozent des Genussrechtskapitals von 1,4 Milliarden Euro lagen bis Dienstagmorgen lediglich Zusagen über 54 Prozent vor, wie Prokon auf seiner Internetseite veröffentlichte. Derweil prüft die Staatsanwaltschaft Lübeck Anzeigen gegen Prokon.
Dabei gehe es um den Anfangsverdacht des Betruges und der Insolvenzverschleppung, sagte Oberstaatsanwältin Wenke Haker-Alm. Es sei aber noch unklar, ob die Verdachtsmomente für ein Ermittlungsverfahren ausreichten. Rodbertus hatte Mitte Januar angekündigt, sollten nicht 95 Prozent des Kapitals bis mindestens Oktober 2014 im Unternehmen bleiben, werde er eine Planinsolvenz anstreben. Er hatte den Anlegern eine Frist bis zum 20. Januar gesetzt, in der sie sich zu ihrer Kapitaleinlage erklären sollten. Verbraucherschützer warfen dem Manager Erpressung der Genussrechtsinhaber vor.
Bei ihnen steht das Geschäftsmodell ohnehin seit Langem in der Kritik. Anlegerschützer Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) mutmaßt, dass es sich um ein Schneeballsystem handelt, bei dem Zinsen und Tilgungen mit dem Geld neuer Anleger finanziert werden. In einem Fernsehmagazin wies Rodbertus diesen Vorwurf zurück, blieb weitere Erklärungen aber schuldig.
2013 hatte Prokon schon 130 Millionen Euro an die Anleger zurückgezahlt. In den vergangenen Wochen hatten sich die Kündigungen dann gehäuft. Bis Ende vergangener Woche summierten sie sich auf über 200 Millionen Euro. Aus einer „Zwischenbilanz“ per Ende Oktober geht hervor, dass bei Prokon insgesamt 210 Millionen Euro Verluste aufgelaufen sind. Rodbertus hatte Prokon 1995 gegründet. Das Unternehmen beschäftige 1300 Mitarbeiter und betreibe gut 50 Windparks.