Berlin. .

Trotz seiner Kritik an der Krisenpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) will Jens Weidmann noch lange an der Spitze der Bundesbank ausharren. „Ich möchte erst einmal bleiben. Wenn eine zweite Amtsperiode möglich ist, bleibe ich gerne noch länger“, sagte Weidmann am Donnerstag in Berlin. Sein Mandat endet 2019. Mit einer zweiten Amtszeit würde er die Bundesbank sogar bis 2027 führen.

Dies liegt aber nicht alleine in seiner Hand, da die künftige Bundesregierung in dieser wichtigen Personalie das Vorschlagsrecht hat. Die Frage eines Wechsels zu einer Geschäftsbank stelle sich für ihn nicht, betonte Weidmann. Sein Vorgänger Axel Weber hatte im Streit über die Krisenpolitik der EZB 2011 das Handtuch geworfen und war nach einer Karenzzeit zum Schweizer Geldhaus UBS gewechselt.

Weidmann hat im EZB-Rat als einziger Notenbanker gegen das Staatsanleihen-Ankaufprogramm gestimmt, mit dem die Europäische Zentralbank Krisenstaaten bei Bedarf stützen und damit letztlich den Euro stabilisieren will. Er sieht damit die Grenze zwischen Geld- und Finanzpolitik verwischt. Weidmann warnte, Anleihenkäufe könnten sich als kontraproduktiv erweisen: Die Vermischung von Geld- und Fiskalpolitik untergrabe „den auf Eigenverantwortung und dem Haftungsprinzip aufbauenden Rahmen der Währungsunion“.

Zugleich nahm er die Niedrigzinspolitik der EZB gegen Kritik vor allem aus Deutschland in Schutz. Derzeit gebe es keinen Grund, von einer steigenden Teuerung auszugehen, weshalb die lockere Geldpolitik gerechtfertigt sei. „Mit meinem Kollegen Mario Draghi stimme ich vollkommen darin überein, dass es keinen Grund gibt, irrationale Inflationsängste zu pflegen.“

Draghi hatte mit Blick auf die Kritik an seinem Kurs eine „perverse Angst“ in Teilen der deutschen Öffentlichkeit beklagt. Weidmann sprach sich für eine Versachlichung aus: „Ich plädiere dafür, die Dinge nüchtern zu analysieren und auch langfristige Gefahren für die Preisstabilität im Blick zu behalten.“

Genauso wenig wie ein Anstieg der Preise zu erwarten sei, scheine ein Abrutschen der Preise gegenwärtig wahrscheinlich, sagte Weidmann. Angesichts der wirtschaftlichen Lage sei das Risiko eines gefährlichen Preisverfalls auf breiter Front in der Euro-Zone begrenzt: „Auch dieses Gespenst löst sich bei nüchterner Betrachtung in Luft auf“.

Der Preisdruck in der Euro-Zone ließ Ende 2013 allerdings wieder nach. Waren und Dienstleistungen kosteten im Dezember im Schnitt nur noch 0,8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Im November hatte die Jahresteuerung noch bei 0,9 Prozent gelegen.

Die EZB spricht bei einer Inflation von knapp unter zwei Prozent von stabilen Preisen. Auch aus Sorge vor einer Deflation hatten die Währungshüter im November den Leitzins auf das Rekordtief von 0,25 Prozent gesenkt. Weidmann betonte, er bekämpfe die Niedrigzinspolitik nicht. Eine expansive Geldpolitik sei derzeit angemessen. Die ultralockere Geldpolitik dürfe jedoch nicht zur „Dauertherapie werden“.