Essen.. Laut einer Greenpeace-Studie ist Kinderkleidung häufig mit bedenklichen Chemikalien belastet. Demnach werden auch Textilien von Luxusmarken nicht sauberer produziert als Billigware. Die Umweltorganisation fordert schärfere Gesetze, um Kinder zu schützen.
Selbst Kinderkleidung ist häufig von potenziell gefährlichen Chemikalien belastet, kritisiert Greenpeace. Die Umweltorganisation veröffentlichte am Dienstag eine Studie, wonach mehrere große Hersteller während der Produktion Chemie verwenden.
Akute Gefahr für die Kinder besteht laut Greenpeace nicht. Dennoch fordern die Umweltschützer von der Wirtschaft, vorsorglich auf Giftstoffe in Shirts und Hosen zu verzichten.
Auf den Preis kommt es der Stichprobe zufolge nicht an. Greenpeace untersuchte Produkte bekannter Massenmarken wie Adidas, C&A und Primark, aber auch des Luxuslabels Burberry. Das Ergebnis ist aus Sicht der Tester ernüchternd.
„Teure Klamotten sind nicht sauberer produziert als billige“, so Greenpeace-Chemieexperte Manfred Santen. Kinderkleidung sei genauso mit Chemikalien belastet wie Mode für Erwachsene – „nur schaden sie den Kindern viel mehr“.
Verbraucher sollten auf Siegel achten
Im Mai und Juni 2013 hatten Tester in der ganzen Welt 82 Kleidungsstücke gekauft und sie in einem Labor an der Universität Exeter in Großbritannien untersuchen lassen. In 50 der Textilien fanden die Experten sogenannte Nonylphenolethoxylate (NPE).
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Bei Kinderkleidung mit Aufdrucken wiesen die Tester in 33 von 35 Proben Weichmacher nach. Ein billiges T-Shirt habe elf Prozent Weichmacher im Aufdruck enthalten. Dieser Wert wäre nach EU-Recht für Spielzeug verboten – für Kinderkleidung greift die Regelung jedoch nicht. Manfred Santer kritisiert: „Das ist eine Gesetzeslücke.“
Laut Santer beweist die Studie, dass der Einsatz gefährlicher Chemikalien bei der Herstellung von Baby- und Kinderkleidung weit verbreitet ist. In einigen Stücken fand Greenpeace per- und polyflourierte Chemikalien (PFC), darunter die als krebserregend geltende Perflouroctansäure.
Das bedeute allerdings nicht, dass besorgte Eltern sofort den gesamten Kleiderschrank ihrer Kinder ausräumen müssten, so Santer: „Das Gros der Textilien war nicht so stark belastet, dass eine akute Gesundheitsgefahr vorliegt.
Aber trotzdem finden wir die Verwendung dieser Substanzen nicht richtig. Chemie hat in Bekleidung nichts zu suchen.“ Greenpeace hat nach eigenen Angaben bereits 18 namhafte Textilhersteller davon überzeugt, bis 2020 bei der Produktion auf gefährliche Chemikalien zu verzichten.
Beim Kauf auf Siegel achten
Greenpeace rät Verbrauchern, beim Einkauf auf spezielle Siegel zu achten: Der Global Organic Textile Standard (GOTS) etwa sei das momentan anspruchsvollste Label für den Massenmarkt – neben Umweltfreundlichkeit werden auch soziale Standards geprüft.
Das EU-Ecolabel der Europäischen Kommission hingegen gibt zwar keine Auskunft über die Arbeitsbedingungen, garantiert aber immerhin, dass bei der Herstellung die Gewässer weniger verschmutzt werden. Und die Naturtextil-Branche hat mit IVN Best ein eigenes Siegel, das laut Greenpeace die aktuell strengsten Auflagen stelle.
Deutsche Hersteller reagierten zurückhaltend auf die Untersuchung. Ein positiv auf NPE getestetes Stück von C&A etwa sei ausschließlich für den mexikanischen Markt produziert worden.
Wie das Unternehmen auf Anfrage mitteilte, „wird C&A in Mexiko das Produkt zur weiteren Prüfung vorsorglich und umgehend aus dem Verkauf nehmen“. Der Sportartikelhersteller Adidas verwies darauf, dass man sich an gesetzliche Vorgaben halte.
Eine Sprecherin warf Greenpeace „manipulative Berichterstattung“ vor. Die Organisation suggeriere, dass die getesteten Produkte eine gesundheitliche Beeinträchtigung für den Verbraucher darstellten. „Diese Darstellung entbehrt jeglicher wissenschaftlich fundierter Grundlage.“