Berlin. . Klassische Lebensversicherungen dürften für die Deutschen von 2015 an unattraktiver werden. Der Garantiezins, die sichere Rendite auf die gesamte, oft jahrzehntelange Laufzeit der Policen, soll zum 1. Januar 2015 nach dem Willen der führenden Versicherungsmathematiker auf 1,25 von 1,75 Prozent sinken.

Die Lebensversicherer wollen den Garantiezins für private Rentenversicherungen und Kapitallebensversicherungen weiter absenken. Darauf verständigten sich die Mathematiker der Versicherungen auf einer Tagung. Sie empfehlen eine Absenkung der Ertragszusagen für neue Verträge von derzeit 1,75 Prozent auf nur noch 1,25 Prozent. Die Entscheidung darüber muss das Bundesfinanzministerium treffen. Die Prüfung werde aber einige Zeit in Anspruch nehmen, sagte eine Ministeriumssprecherin. In der Regel folgt das Ministerium aber dem Rat der Experten.

Die Änderung könnte frühestens Anfang 2015 erfolgen. Denn nach der politischen Entscheidung müssen die Unternehmen zunächst noch neue Tarife berechnen. Bereits bestehende Policen mit einem höheren Garantiezins sind von der Änderung nicht betroffen. Die dort enthaltenen Zusagen gelten weiterhin. Allerdings wollen sich die Versicherungsmathematiker noch nicht endgültig festlegen, sondern im Jahresverlauf die Entwicklung an den Kapitalmärkten beobachten. Sollte das Zinsniveau wieder steigen, wird die Empfehlung wohl noch einmal geändert.

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Bestehende Policen nicht betroffen

Kritik an dem Vorschlag kommt sowohl aus der Branche als auch von Verbraucherschützern. „Den sogenannten Garantiezins schon zum 1. Januar 2015 zu reduzieren, wäre übereilt“, warnt der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV). Der Verband sieht erste Signale für ein Ende der Niedrigzinsphase, insbesondere aus den USA kommend. Außerdem befürchtet der GDV, dass der Anreiz zur privaten Altersvorsorge weiter schwindet und plädiert für eine spätere Festlegung.

Noch deutlicher kritisiert der Bund der Versicherten (BdV) den Vorstoß der Aktuarsvereinigung. „Es wäre ein Abschied von der Lebensversicherung, wie wir sie kennen“, urteilt der Vorsitzende des Vereins, Axel Kleinlein. Die Produkte würden noch schlechter. Der Schritt sei zudem nicht notwendig, weil die Unternehmen noch immer eine deutlich höhere Verzinsung erreichten. Das Produkt Lebensversicherung wird damit noch einmal ein Stück weit unattraktiver für Sparer. Denn von der Zinsgarantie gehen noch die Verwaltungskosten für den Vertrag ab. Es bleibt also kaum mehr als ein garantierter Erhalt des eingezahlten Kapitals als Versprechen übrig.

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Verbreitete Sparform

Da auch die Überschussbeteiligungen aufgrund der Niedrigzinsphase auf breiter Front zurückgehen, sind die Erträge aus Lebensversicherungen nicht mehr so üppig wie in der Vergangenheit. Trotzdem liegt die Gesamtverzinsung der Versicherungs- und Rentenverträge noch bei mehr als drei, mitunter auch mehr als vier Prozent. Die Allianz hat als Branchenprimus zum Beispiel 4,2 Prozent für das Jahr 2014 prognostiziert.

Mit rund 90 Millionen Verträgen ist diese Geldanlage noch immer die am meisten verbreitete Sparform. Doch die laufenden älteren Verträge werfen weitaus mehr ab. Viele Kunden erhalten noch eine garantierte Verzinsung von vier Prozent. Diese Ansprüche stellt die Branche vor Probleme. Denn momentan können sie die Kundengelder kaum selbst so lukrativ anlegen. Doch noch ist die Lage stabil. Darauf hat die Bundesfinanzaufsicht bislang stets hingewiesen. Bei einer lange andauernden Niedrigzinsphase halten die Fachleute im Finanzministerium Schieflagen bei einzelnen Anbietern für möglich.