Las Vegas/Mountain View.
„Das ist erst der Anfang“, heißt es in Googles Ankündigung der Allianz, die das Android-System des Internet-Konzerns ins Auto bringen soll. Dieser Satz taugt als Versprechen neuer Funktionen, aber auch als Drohung an die heutigen Platzhirsche. Denn mit Android führte Google bereits vor, wie ein ganzer Markt binnen weniger Jahre umgepflügt werden kann. Im November 2007 wurde die Open Handset Alliance aus Handy-Herstellern und Netzbetreibern erst gegründet. Drei Jahre später wurde Android zur führenden Smartphone-Plattform, die rund ein Drittel des Marktes beherrscht. Nach aktuellen Zahlen aus dem dritten Quartal 2013 dominierte das Google-System die Verkäufe von Smartphones mit über 80 Prozent.
Das neue Bündnis hat sogar einen ähnlich aufgebauten Namen wie der ursprüngliche Android-Verbund: Open Automotive Alliance – Offene Auto-Allianz. Bisher sind neben Google vier Autohersteller dabei – Audi, General Motors, Honda und Hyundai – sowie der Chip-Spezialist Nvidia. Die erste Android-Allianz startete einst in der deutlich stärker zersplitterten IT-Branche mit 34 Mitgliedern. Inzwischen sind es über 80.
Google hatte vor gut drei Jahren die Autoindustrie auf dem kalten Fuß erwischt, als der Konzern eine bereits jahrelang getestete Flotte selbstfahrender Fahrzeuge auf Toyota-Basis präsentierte. Die Autohersteller konterten inzwischen mit eigenen Konzepten. Um Googles Roboter-Wagen wurde es ruhiger.
Doch im Sommer schnappte ein amerikanischer IT-Journalist das Gerücht auf, der Internet-Konzern denke nach frustrierenden Gesprächen mit der Autoindustrie darüber nach, im Alleingang ein selbstfahrendes Fahrzeug zu entwickeln. Die unvermeidliche Folge einer großen Investition in den Limousinen-Service waren danach Fantasien über ein Roboter-Taxi. Und der Chef eines großen amerikanischen Elektronik-Konzerns ließ verlauten, Google habe bei ihm Rat eingeholt, wie man im Auto eine Vielzahl von Sensoren kontrollieren könne.
Bleibt die grundsätzliche Frage, inwieweit in der hoch spezialisierten Autoindustrie überhaupt ein ähnlicher Erdrutsch wie im Smartphone-Markt möglich wäre. Die Zulieferer, denen eine Schlüsselrolle bei der Autovernetzung zukommt, betonten bisher gern, sie hätten einen Einblick in Motor- und Fahrwerkdaten, der Playern aus der Internet-Branche verwehrt bleibe. Und gerade diese Firmen, die sich als Vermittler zwischen den beiden Welten verstehen, fehlen auffälligerweise unter den Mitgliedern der neuen Allianz.